Die
"Generation Golf" - eine Chronik
Nach einem Staatsstreich 1921 übernahm der persische Kosakenkommandeur
Resa Khan in Persien die Macht. Er setzte 1925 die Dynastie
der Kadjaren ab und bestieg als Resa Schah den Thron.
Damit begründete er die Dynastie Pahlewi.
Resa Schah fand 1941 die Achsenmächte zu sympathisch, aber
das war den sowjetischen, britischen und amerikanischen Truppen
die Persien besetzt hatten gar nicht recht.
1941 musste Resa Schah zugunsten seines Sohnes Mohammed Resa Pahlewi
zurücktreten.
Anfang der 1960er-Jahre leitete Schah Mohammed Resa Pahlewi die
"Weiße Revolution" ein, um das Analphabetentum zu bekämpfen
und eine Bodenreform durchzuführen.
In den 1970er-Jahren wurde die aufkommende Opposition gegen den
Schahregime wurde von der staatlichen Geheimpolizei "Savak"
unterdrückt.
Die Militärmonarchie des Schah hatte die gesellschaftliche
Entwicklung blockiert.
Die "Verwestlichung" bestand darin, daß Luxusgütern
für die Oberschicht importiert wurden.
Durch die brutale Repression brachte das Schah-Regime nach und
nach alle gesellschaftlichen Gruppen gegen sich auf.
1978/79 kam es zu Massendemonstrationen von fundamentalistisch-islamischen
und sozialrevolutionäre Gruppen.
Am 7. und 8. Januar 1978 marschierten Studenten der theologischen
Seminare mit Verstärkung aus dem Bazarviertel durch Qom. Die
Polizei schoß in die Menge, fast 50 Menschen starben.
Am 8. September wurden in Teheran Panzer und Kampfhubschrauber
gegen eine Demonstration von mehr als einer halben Million Menschen
eingesetzt, es gab 2950 Tote.
Unter dem Einfluss des Ayatollah Khomeini wurde der Schah
dann im Februar 1979 gestürzt.
Die USA waren nicht besonders begeistert von der iranischen
Revolution, Khomeini war auch nicht begeistert von den USA.
Im November 1979 wurde die US-amerikanische Botschaft in Teheran
besetzt und das Botschaftspersonal als Geiseln genommen. Nicht
gerade die feine englische Art, immerhin gibt es ja sowas wie diplomatische
Immunität.
Als die Botschaft besetzt wurde versuchten die Mitarbeiter geheime
Dokumente im Reißwolf zu vernichten.
Allerdings hatten die Iraner dannach ausreichend Zeit die Papierstreifen
zusammenzusetzen :-)
Die Geiselbefreiung - Operation "EAGLE CLAW":
US-Präsident Carter entschloß sich im April 1980
eine Befreiungs-Aktion zu starten, denn die Präsidentschaftswahlen
von 1980 (November) standen vor der Tür.
Ach ja, noch schnell noch ein Zitat von Moltke: "Ein Plan
hält nur, bis zur ersten Feinberührung". Wir werden
sehen, das Moltke Optimist war.
Der US-Plan war folgender:
Bodentruppen und Treibstoff sollten über Deutschland, Ägypten
und Oman zum zum Treffpunkt "Desert One" im Iran geflogen werden.
Acht RH-53D-Sea-Stallion-Hubschraubern sollten vom Flugzeugträger
USS Nimitz nach "Desert One" fliegen.
Die Bodentruppen sollten dann Nachts in die aufgetankten Hubschrauber
umsteigen und nach "Desert Two" weiterfliegen, in der Nähe
von Teheran.
In der nächsten Nacht sollten die Geiseln befreit und zu einem
Flughafen 56 Kilometer südlich Teherans gebracht werden.
Mit Starlifter-Transportflugzeugen sollte dann der Abzug unter
dem Schutz von US-Navy-Kampfflugzeugen stattfinden.
Klingt bis hierhin gut, aber...
Am 24. April 1980 starteten die Operation "EAGLE CLAW" - um 17.50
Uhr starteten acht Hubschrauber zur Befreiung der Geiseln.
Etwa um 21.45 Uhr fiel Hubschrauber "Sechs" wegen technischer Probleme
aus und die Mannschaft stieg auf einen anderen Hubschrauber um.
Zwei weitere Hubschrauber mussten eine nicht eingeplante 20minütige
Zwischenlandung einlegen und Hubschrauber "Fünf" hatte einen
Ausfall wichtiger Bordinstrumente. Damit waren es nur noch sechs
Hubschrauber.
In der Zwischenzeit landete der erste C-130-Transporter ohne Probleme
in "Desert One".
Die US-Bodentruppen bezogen ihre Stellungen.
Dummerweise fuhr ein Bus mit 45 Iranern vorbei.
Die US-Soldaten verhafteten alle Insassen.
Es kamen blöderweise noch zwei andere Fahrzeuge vorbei. Eines
davon war ein Tankwagen. Und dann ging es wie im schlechten Film,
der Tanklastwagen wurde beschossen und explodierte.
O.k., der Befehl war n i c h t zu schießen, aber es war ja
die Delta Force (Chuck Norris, gell).
Die restlichen Hercules-Transporter landeten, luden die Soldaten
aus und flogen zurück.
Nach Mitternacht trafen die ersten Hubschrauber ein -mit zweistündiger
Verspätung.
Sie hatten sich prima an dem brennenden Tankwagen orientiert.
Dann fiel Hubschrauber "Zwei" aus.
Somit blieben nur noch fünf Maschinen. Das war aber zuwenig.
Deswegen befahl der Kommandant der Bodentruppen, Oberst Beckwith,
Abbruch und Rückflug.
Aber es sollten noch alle Maschinen betankt werden.
Dabei krachte ein Hubschrauber im "Schwebeflug" seitlich
in eine stehende Hercules-Transportmaschine.
Beide Fluggeräte explodierten, 8 Soldaten starben, 64 entkamen
nur knapp den Flammen.
Ein perfektes Chaos entstand: Die Delta-Force-Männer verließen
ihre startbereiten Hubschrauber und rannten mit den anderen zu den
noch wartenden Transportmaschinen.
Dabei wurde intaktes Material, geheime Unterlagen und die Toten
zurückgelassen.
Das Desaster wurde am Morgen durch die Iraner entdeckt (die lachen
heute noch).
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Das Klima zwischen USA und Iran war inzwischen denkbar schlecht.
Der Irak war 1980 in die iranische Provinz
Khusistan eingefallen (der erste Golfkrieg) und war somit ein unterstützenswerter
Staat bei Kampf gegen den islamischen Fundamentalismus.
Also unterstützen die USA den Irak.
Denn durch die iranische Revolution sahen sich andere arabische
Monarchien in ihrem Bestand bedroht. (Und die USA sahen "ihre" arabischen
Ölquellen in Gefahr.)
Der Irak bekam Waffen und Informationen durch die USA.
(Übrigens wurden die US-Geiseln 1981 nach 444 Tagen Geiselhaft
freigelassen. US-Präsident war inzwischen Ronald Reagan, der
1980 die Wahl gegen den glücklosen Jimmy Carter gewann).
1986 kam dann die "Irangate"-Affäre" ans Licht.
Dabei kam raus, dass der Iran (jaja, die "Islamische Republik
Iran") Waffen von den USA erhalten hatte.
Dies war Teil eines Freikauf-Geschäftes, denn damals waren
amerikanische Geiseln im Libanon in den Händen einer schiitischen
Miliz. Und da die iranische Regierung schiitisch war und ist hatte
sie einen gewissen Einfluß auf die Hisbollah-Miliz.
Außerdem sah die USA keine Chance auf einen prowestlichen
Regimewechsel im Iran, aber auch keine Gefahr der weiteren Ausbreitung
der islamischen Revolution.
Und: Ein vollständiger irakischer Sieg hätte destabilisierende
Folgen für die gesamte Region gehabt.
So lieferte die USA 1986 dem Iran vor allem Ersatzteile für
komplexe US-Waffensysteme. Die hatte der Iran ja noch aus der Schah-Zeit.
Damit konnte das iranische Militär die lebenswichtigen Ölanlagen
vor irakischen Luftangriffen schützen.
Das war aus irakischer Sicht besonders übel, denn damit unterstützten
die USA den Feind. Und der Golfkrieg war ja noch im Gange (Der erste
Golfkrieg Irak-Iran endete erst 1988).
Das Vertrauen des Iraks (also Saddam Husseins) in die USA war dahin.
Nebenbei: Mit dem iranischen Geld für die Waffen wurden
die "Contras" (reaktionäre US-freundliche Gegner der Sandinistenregierung)
in Nicaragua unterstützt. Das war aber eigentlich ein Verstoß
der US-Regierung gegen einen US-Kongressbeschluss. Deshalb auch
"Iran-Conta-Affäre".
Ein Jahr später versuchte der Iran, mit dem "Tankerkrieg"
irakische Ölexporte durch zu unterbinden.
Da engagierten sich die USA wieder auf der Seite Saddam Husseins.
Und der "Schutz der zivilen Schiffahrt" erlaubte es, die lange
ersehnte ständige US-Militärpräsenz im persisch-arabischen
Golf durchdrücken.
Wichtige Begriffe zum Islam findet
ihr in der Rubrik "Terminologisch"

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