Advent, Advent, der Ofen brennt
Weihnachtszeit - Backwahnzeit.
Lebkuchen und Pfefferkuchen
Im 14. Jahrhundert taucht der Begriff Lebkuchen erstmals nachweislich
auf. Aber warum Lebkuchen Lebkuchen heissen ist nicht
ganz sicher. Es gibt zu viele Erklärungen zum Wort Leb:
Leb kommt von Leben, oder Laben. Oder vom polnische lipa,
das für Linde steht aus der Man den Honig gewann. Es könnte
auch vom lateinischen libum für Fladen kommen,
denn so sieht so ein flacher Lebkuchen auch irgendwie aus.
Das älteste schriftlich überlieferte Lebkuchen-Rezept
stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es wird im Germanischen Nationalmuseum
in Nürnberg aufgewahrt.
Nürnberger Lebkuchen müssen in dem Stadtgebiet Nürnbergs
hergestellt worden sein.
Elisen-Lebkuchen durften früher gar kein Mehl enthalten,
heute sind bis zu 10% Mehlanteil erlaubt. Der Name stammt den Legenden
nach von einer Brandenburger Gräfin.
Braune Lebkuchen werden ohne Oblate gebacken. Die braunen Lebkuchen
werden das ganze Jahr über gerne gegessen, die Oblatenlebkuchen
sind eher in der Weihnachtszeit beliebt.
Vermutlich waren Lebkuchen anfangs Honigkuchen, die im Laufe der
Jahrzehnte immer gehaltvoller wurden. So backt man heutzutage die
Kuchen mit Walnüssen und Mandeln (die sogenannten Ölsamen),
Anis, Haselnüssen, Eiern, Kakao, Orangeat und Zitronat, Ingwer,
Kardamom, Koriander, Muskat, Piment, Nelken, Zimt usw.
Orangeat und Zitronat sind in Zucker eingelegte Orangen- und Zitronenschalen
ohne die weisse Haut.
Früher waren die Lebkuchenmetropolen die Städte Nürnberg
und Ulm
Wegen ihres Gehaltes an Pfeffer und anderen Gewürzen wurden
die Lebkuchen auch als Pfefferkuchen bezeichnet.
Pfefferkuchen bzw. Lebkuchen werden ohne Fett gebacken. Was sie
aber keineswegs zu einem Diätnaschwerk macht, denn dafür
ist reichlich Zucker enthalten. Als Treibmittel (damit der Teig
aufgeht) wird in Pfefferkuchen Hirschhornsalz und/oder Pottasche
verwendet, keine Hefe und kein Backpulver.
Hirschhornsalz ist ein Backtriebmittel aus Ammoniumhydrogencarbonat.
Beim Erhitzen zerfällt es in die Gase Kohlendioxid und Ammonjak.
Dadurch geht der Teig dann auf und wird locker. Der freigesetzte
Ammonjak entweicht beim Backen aus dem Gebäck solange
es flach ist. Kuchen ist zu hoch und lässt den Ammonjak nur
schlecht entweichen. Hirschhornsalz wurde früher aus tierischen
Proteinquellen wie Horn und Leder gewonnen.
Bethmännchen
Bethmännchen sind kleine goldgelb gebackene Marzipankugeln
mit drei halben Mandeln. Den Namen haben sie von einer Frankfurter
Bänker- und Patrizierfamilie. Anfangs wurden vier Mandeln verwendet,
als Symbol für die vier Söhne der Familie. Als einer der
Söhne starb, wurde das bei der Mandelanzahl berücksichtigt.
Marzipan
Marzipan ist eine Masse aus Mandeln, Zucker, Wasser und Aromastoffen.
Der Legende nach wurde es in Lübeck erfunden, als infolge einer
Belagerung wegen Rohstoffmangel kein Brot mehr gebacken werden konnte.
Da erfand ein Bäcker das man ja was leckeres aus Mandeln, Zucker
und Rosenwasser machen könnte.
Tatsächlich stammt Marzipan aus dem Orient und kam im 14. Jahrhundert
über Italien nach Deutschland. Die Namensherkunft ist mal wieder
unklar. So kommt das Wort angeblich von marci paniswas
Markusbrot bedeutet oder vom italienischen marzapane
oder von einer byzantinischen Münze namens mauthaben.
Persipan ist ein Marzipanersatz, aber kein Kunstmarzipan. Bei Persipan
werden anstelle Mandeln Aprikosenkerne verwendet. Diese haben ein
ähnliches Aroma, was man ja auch von den Amarettini-Mini-Keksen
kennt. Diese kann man auch aus Aprikosenkernen herstellen. Und in
Persipan ist mehr Zucker als in Marzipan.
Marzipanmasse besteht zu 58 Prozent aus Mandeln, 35 Prozent aus
Zucker, 7 Prozent Wasser und Aromen. Diese Masse kann man dann nochmal
mit Zucker strecken. Und dann beginnt der Spaß mit regionalen
Definitionen: Die Lübecker Firma Niederegger packt gar keinen
zusätzlichen Zucker dazu. Sind 10 Prozent Zucker drin ist es
gerade noch Lübecker Edel-Marzipan. Als sozusagen
profanes Edel-Marzipan darf man Marzipan mit 70 Prozent
Marzipan und 30 Prozent Zucker bezeichnen.
Christstollen
Man könnte meine, das gehaltvolle Puderzuckerbrot wurde in
Dresden erfunden. Aber die ersten Stollen kamen um 1330 aus Naumburg
an der Saale. Aus Dreden dann ab dem Jahr 1400. Aber die Dresdner
Bäcker backten dann wohl im Laufe der Jahre die besseren Stollen
und schufen den Namen Dresdner Christstollen. Stollen
hat in dem Fall nichts mit einem Bergwerk zu tun, Stollen bezeichnet
die Form und kommt vom altdeutschen Wort für Pfosten.
Der Christstollen ist ein sogenanntes Bildgebäck.
Mit seiner Form und der weissen Farbe soll er das in Windeln liegende
Jesuskind darstellen.
Der weisse Puderzucker, den man auf den Stollen streut ist ein Spezialzucker.
Denn normaler Puderzucker würde das Fett vom Stollen aufnehmen
und seine Farbe verlieren. Puderzucker zum Stollen bestreuen ist
mit einer wachsähnlichen Masse behandelt. Die umhüllt
das einzelne Puderzuckerkorn, macht es sozusagen fett- und wasserfest
und lässt den Zucker weiss leuchten.
Springerle
Springerle sind ein schwäbisched Weihnachtsgebäck mit
Anis.Gebacken werden die Springerle in Holzformen, die verschiedene
Motive eingraviert haben. Also noch ein Bildgebäck. Der Name
kommt daher, dass der Teig beim Backen fast um die Hälfte in
die Höhe aufgeht und sozusagen aus der Form springt.
Spekulatius
Der Name Spekulatius liegt wie bei dem anderen Weihnachtsnaschwerk
wieder mal im Dunkeln. Man vermutet, dass es vom Beinamen speculator
(Beobachter) des Heiligen Nikolaus kommt. Ihren Ursprung haben die
Spekulatius in Holland und dem Rheinland. Spekulatius sind ein Mürbeteig
mit Mandeln, Zimt, Nelken, Kardamon und Muskat.und werden in Relief-Formen
gebacken. Früher zeigten die Formen Statioen aus dem Leben
des Nikolaus.
An Universitäten führt der Spekulatius bei Doktorprüfungen
gerne zu Versprechern. Denn wenn man den Dekan des Fachbereichs
mit seinem lateinischen Titel korrekt anspricht so sagt man zu ihm
Spektabilis (der Hochschulrektor-Titel ist übigens
Magnifizenz).
Printen
Printen sind mit Kandiszucker gesüßte Lebkuchen.
Printenteig enthält Rübenzuckersirup, Anis, Zimt, Koriander
und Nelken aber weder Milch noch Wasser, kein Fett und keine Eier.
Triebmittel für diesen Teig ist traditionell Pottasche. Pottasche
ist Kaliumcarbonat und setzt beim Erhitzen das Gas Kohlendioxid
frei.
Der Legende nach holte im Jahr 1656 ein Bäckerlehrling das
bei einem Brand verlorene Printenrezept aus der Gruft des Karls
des Großen. Dazu ließ er sich von Teufel in die verschollene
Grabstätte führen und bekam tatsächlich vom Kaiser
das Rezept. Dem Teufel entkam der Lehrling dadurch, dass der gierige
Teufel die leckeren Printen mit Backblech verspeiste, was ihm nicht
bekam und ihn ohne Bäckerlehrling zur Hölle fahren ließ.
Erfunden wurde diese Lebkuchen in den Niederlanden und im Rheinland. Vermutlich wurden die ersten Printen um 1620 im heute belgischen Dinant gebacken Der Name kommt aus dem holländischen (Prenten) hat tatsächlich etwas mit dem englischen to print für drucken zu tun. Denn auch Printen waren ursprünglich ein Bildgebäck. Sie wurden in Formen (Model) mit Heiligenbildchen gedrückt. Aber durch die Napoleonische Kontinentalsperre führt dazu, dass die Bäcker anstelle Zuckererohrsirup auf Rübenzuckersirup umsteigen mussten. Dadurch wurde der Teig zu zäh für die Formen und die Bäcker gestalteten ihre Printen anders.
Printenteig und Lebkuchenteig müssen lange reifen. Früher
lagerte man den Teig ein halbes Jahr, inzwischen sind es nur ein
paar Tage. Denn die lange Lagerung ließ den Teig zwar gut
reifen, aber machte ihn auch hart und sehr, sehr zäh. Nur mit
viel Kraft konnte er wieder geschmeidig geknetet werden.
Kräuterprinten sind mit einem einem Lack aus geröstetem
Kartoffelmehl glasiert.
Prinzessprinten enthalten die kleine Nüsse im Teig und sind
mit Zuckerguss überzogen.
Schokoladenprinten sind mit Bitterschokolade überzogen, und
Schokoladen-Nussprinten werden in ganze Haselnüsse gedrückt
und mit Schokolade überzogen.
Aachener Printen werden nicht wie die Nürnberger Lebkuchen
mit Honig sondern mit Rübenzuckersirup gesüßt.