Klaus StÖrtebeker

Er ist einer der berühmtesten deutschen "Helden". Obwohl er eher ein Räuber und Mörder war gilt er noch immer als Waterkant-Robin-Hood:

 

Klaus Störtebeker lebte Ende des 14. Jahrhunderts.

Die Zeit in der Klaus Störtebeker lebte, war die Zeit der Hanse. Die Hanse, anfangs eine genossenschaftliche Vereinigung deutscher Fernkaufleuten (Kaufmannshanse), war ein Städtebund gewurden (Städtehanse). Diese Hanse hatte neben der wirtschaftlichen Bedeutung auch politisch-militärische Macht. So gewann sie 1370 einen Krieg gegen Dänemark und durfte im Frieden von Stralsund u.a. dänische Festungen für 15 Jahre besetzen, dänische Werften zerstören und bei der dänischen Thronfolge ein Wörtchen mitreden.

Zwischen England und Frankreich herrschte in dieser Zeit der „Hundertjährige Krieg“ (1337 bis 1453).

In Osteuropa drangen die Osmanen weiter vor. 1396 wurde in der Schlacht von Nikopolis (im heutigen Bulgarien) ein französisch-ungarisches Heer vernichtend geschlagen.

In der Römisch-Katholischen Kirche gab es zu der Zeit zwei und später drei Päpste. Das sogenannte große abendländische Schisma dauerte von 1378 bis 1417.

Und am 1248 begonnenen Kölner Dom wurde immer noch gewerkelt.

Als Klaus Störtebeker geboren wurde wusste keiner, dass er mal berühmt werden würde. Deswegen sind Geburtsjahr und Geburtsort nicht genau bekannt. Es wird vermutet, dass Klaus Störtebeker um 1370 geboren wurde. Als Geburtsorte werden zirka 20 Orte genannt, darunter die Insel Rügen, die Gegend um Verden oder Wismar. Über seine Herkuft gibt es auch verschiedene Geschichten: Störtebeker soll ein Findelkind aus Friesland gewesen sein, das während einer Sturmflut an den Strand geschwemmt wurde. Störtebeker war anderen zufolge ein Ritter, der seine ermordete Frau und Kind rächen wollte. Oder andere berichten, dass er ein Wismarer Bauernjunge war, der einen Mann erschlagen hatte. Zudem sind vermutlich viele Informationen über Störtebeker beim großen Hamburger Brand 1848 verloregegangen. Jedenfalls zerstörte der den großen legendären Trinkbecher Störtebekers.

Das berühmte Portrait Störtebekers zeigt in Wirklichkeit einen Berater Kaiser Maximilians dar, der 100 Jahre nach Störtebeker lebte. Andere Quellen berichten , dass es ein Hofnarr Kaiser Maximilians war.

Wie Klaus Störtebeker richtig hieß ist auch im Dunkeln, denn „Störtebeker“ beschreibt eher eine Eigenschaft. So soll er in der Lage gewesen sein einen großen Becher in einem Zug auszutrinken – Störtebeker steht für „Stürzt den Becher“ und weist auf eine gewisse Trinkfestigkeit hin. Der Legende konnte er einen 4 Liter Humpen Bier ohne abzusetzen in einem Zug leertrinken.

1380 gibt es im "Wismarer Buch der Ächtungen" einen Eintrag, dass zwei Männer wegen einer Prügelei der Stadt verwiesen wurden, weil sie einen dritten derbe verprügelten. Aber Klaus Störtebeker war nicht verwiesen - er war vermutlich unter dem Namen Nicolao Stertebeker das Opfer. Das zeigt, dass das Geburtsjahr 1370 auch mit Vorsicht zu genießen ist, denn dann wäre Klaus ja erst 10 Jahre alt gewesen.

Bekannt wurde Störtebeker als Kapitän der „Likedeeler“ (Gleichteiler) oder Vitalienbrüder, die sich als Piraten versuchten. Zusätzlich hatten sie zwischen 1389 und 1392 König Albrecht von Schweden im Kampf gegen die dänische Königin Margarethe I. unterstützt. Dabei belieferten sie das belagerte Stockholm mit Lebensmitteln, was ihnen womöglich den Namen „Vitalienbrüder“ einbrachte. Ihre Einküfte durch diesen Cateringservice ;-) besseren sie durch Seeräuberei in Nord- und Ostsee auf. Der Begriff "Vitalien" kommt auch noch im Münchener "Viktualien (also Lebensmittel-) markt" vor.

„Vitalienbrüder“ kann aber auch vom französischen "Vitaillers" herkommen. So nannte man plündernde französische Soldaten im hundertjährigen Krieg.

Vitalienbrüder waren genaugenommen nur die Piraten, die aus dem mecklenburgisch-dänischen Krieg hervorgegangen waren.

1375 begann ein Kampf um die Nachfolge des gerade verstorbenen dänischen Königs Waldemar. Die beiden Kontrahenten Margarete von Dänemark und Herzog Albrecht II. von Mecklenburg beanspruchten die Vorherrschaft in Schweden. Das akute Machtvakuum auf der Ostsee begünstigte die Piraterie. Als die Hanse beschloss den Missständen ein Ende zu bereiten fanden die Freibeuter Unterschlupf in Dänemark.

Nach Beilegung der fürstlichen Nachfolgestreitigkeiten richteten sich die Aktivitäten der Piraten nun ausschließlich gegen Schiffe der Hanse. Königin Margarete hatte wohl auch hier die Hand im Spiel. Allerdings vermittelte sie auch einen kurzen Frieden zwischen Städten und Seeräubern – der hielt allerdings nicht sonderlich lange.
Nach einigen neuerlichen Zwischenfällen konnten sich die drei Parteien erst 1386 auf einen anhaltenden Friedensvertrag einigen.

1389 besiegen die dänischen Truppen die Armee des schwedischen Königs. Nur Stockholm, damals eine Stadt deutscher Kaufleute konnte sich als Enklave behaupten. Die Mecklenburger machten sich jetzt die Ostsee-Piraten zu Verbündeten und stellte ihnen Kaperbriefe aus, die dazu berechtigen, auf eigenes Risiko (Gefahr, Kosten und Gewinn) das dänische Reich zu schädigen, Das Seerecht deckte solche Aktion wohl, allerdings mussten sich die Kaperfahrer an strenge Regeln halten. Anfang 1394 gelang den „Vitalienbrüdern“ die Durchbrechung der Blockade Stockholms.

1395 erkannten dann die Kriegsparteien die Sinlosigkeit ihres Treibens und schlossen einen Friedensvertrag, der auch die Auflösung der Seeräuberverbände beinhaltete. Vielen von Ihnen waren die Verträge allerdings eher egal. Sie machten fröhlich weitern und stezten sich auf Gotland fest, von wo aus sie den Frachtverkehr auf der Ostsee praktisch zum Erliegen brachten.
Der Deutsche Ritterorden, sah in den Aktionen der Piraten seine Macht bedroht und stellte unter dem Kommando von Johann Pirts von Danzig, eine gewaltige Flotte auf, die die Piraten gehörig aufmischte. Einem Teil von ihnen gelang allerdings die Flucht. Klaus Störtebeker und Gödeke Michels beispielsweise zogen nach Friesland.

Der „Täter“ Störtebeker erscheint erstmals 1394 in einer Klageschrift wegen Seeräuberei von Heinrich IV. von England. Als Hauptleute der Vitalienbrüder werden Klaus Störtebeker und Godeke Michels 1394 erwähnt .Anfangs hält man Godeke Michels für den Anführer.

Bis 1396 konnte sich Störtebeker immer wieder ins ostfriesische Marienhafe zurückziehen, da er die Tochter des Friesischen Häuptlings Keno ten Broke geheiratet hatte. Danach verlor er durch diplomatischen Druck der Hansestädte diese Basis.

In Marienhafe wird der viereckigen Turm der St. Marienkirche „Störtebeckerturm“ genannt, da der Pirat dort gelebt haben soll. Seit 1992 steht ein Störtebekerdenkmal vor der Kiche.

Piraten waren damals auch ab und an beliebt. Um Dänemark zu schädigen öffneten die Herzöge von Mecklenburg 1391 ihre Häfen Wismar und Rostock für alle, die Dänemark schädigen wollten. Und auch bei den intenen Streitereien der friesischen Häuptlinge waren sie gern gesehene „Söldner“. Nur die Handelsschiffe der Hansestädte fanden das nicht lustig.

Nach dem Frieden zwischen Mecklenburg und Dänemark.zogen sich die Seräuber auf die Insel Gotland vor Schweden zurück. Sie besetzten 1392 die Insel, wo sie sich nach und nach verselbstständigten und unter dem Spruch "Gottes Freunde, aller Welt Feinde!" zu gefürchteten Seeräubern entwickelten.

Erste Versuche die Seeräuber zu vertreiben scheiterten. Die Städte Kalmar und Danzig schickten unabhängig voneinander eine Flotte gegen die Piraten aus Vor Wisby auf Gotland trafen sich beide Flotten. Da die Flotten nichts voneinander wussten hielten sie jeweils die andere für die Piratenflotte und aufeinander und metzelten sich gegenseitig nieder.

1398 wurden sie vom Deutschen Orden von Gotland vertrieben, da sie nun den Handel störten. Störtebecker und andere konnten entkommen. Störtebeker zog sich nach Helgoland zurück und seeräuberte in der Nordsee.

Am 22. April 1401 stelle eine Hamburgischen Flotte unter Simon von Utrecht Störtebeker vor Helgoland, nahm ihn nach einer Seeschlacht in einem Netz gefangen genommen und brachte ihn auf dem Schiff „Bunte Kuh“ nach Hamburg.

So einen tollen Piraten konnte man natürlich nur mit einem Trick gefangennehmen. Der Legende nach wurde Störtebeker vor Helgoland reingelegt. So soll er einem Fischer erlaubt haben im Windschatten seines Schiffs etwas zu kochen. Aber der Fischer war ein Hamburger Saboteur und goß unbemerkt flüssiges Blei in die Steueranlage um Störtebekers Schiff manöverierunfähig zu machen.

Am 20. Oktober 1401 wurde Klaus Störtebeker mit 70 seiner Leute auf dem Grasbrook bei Hamburg enthauptet. Unter der Bevölkerung hatte Klaus aber viele Sympathisanten: "Umbringers sünd dat nich wäst. Arm Lüd hätt he wat geven, riek Lüd wat namen" hieß es - also doch ein echter Robin Hood.

Scharfrichter Rosenfeld und Abdecker Knoker hatten alle Hände voll zu tun an diesem 20. Oktober 1401. Mehr als 70 Enthauptungen, mehr als 70 Leichen verscharren. Aber schließlich gab es eine angemessene Entlohnung: 12 Mark/Pfund für den Henker und 3 Mark/Pfund für den Abdecker. Für 1 Mark konnten damals 4 Kühe oder 3 Tonnen Bier gekauft werden.

Und noch eine Legende: Störtebeker soll gestattet worden sein, dass all die Männer überleben durften, an denen er nach seiner Enthauptung noch vorbeigehen kann.(Aber bereits seit 1337 wurde über den Münchener Adligen Dietz von Schauenburg eine ähnliche Geschichte erzählt.)

Angeblich schaffte er es an elf Männern vorbeizukommen, bevor ihm der Henker um „Schlimmeres“ zu verhindern den Richtblock in die Beine warf oder ihm ein Bein stellte. Woanders heisst es es waren dreizehn Mann an denen er vorbeikam bis ihm eine Witwe eines Störtebekeropfers ein Bein stellte.

1429 werden die Vitalienbrüder zum letzten Mal erwähnt, als sie das norwegische Bergen plünderten und niederbrannten.

1433 wird Emden, das friesische Piraten-Hauptquartier, von der Hanse eingenommen.

1878 entdeckten Arbeiter auf dem Grasbrook den sogenannten „Störtebeker Schädel“. Dieser wurde lange Zeit im Museum für Hamburgische Geschichte ausgestellt.

In Ralswiek werden seit 1993 jährlich auf einer Naturbühne mit neu erdichteten Stories die Störtebeker-Festspiele veranstaltet.

Es gibt auch eine „Störtebekerstraße“. Die verläuft ganz unseemännisch an Land von Leer in Ostfriesland über Norden, Wilhelmshaven und Cuxhaven nach Stade.

 

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