Snooker
Wenn man beim Zappen auf Eurosport landet sieht man öftersHerren in Weste und Fliege auf komplexe Weise Bälle über einen grünen Tisch schubsen. Mit unserem Kneipen-Pool-Billard hat das aber ähnlich viel zu tun wie Berufsverkehr mit Formel 1. Die Herren spielen nämlich Snooker
Snooker (engl. to snooker somebody: "jemanden sperren") ist eine Disziplin des"Pool"-Billards.
Im Vergleich zum Poolbillard besitzt Snooker einen sehr viel höheren technischen Schwierigkeitsgrad sowie eine stärkere Anforderung an die strategischen und taktischen Fähigkeiten der Spieler. Außerdem kann beim Snooker noch von einem "Gentleman-Sport" sprechen, da in besonderem Maße auf Stil, Contenance und die Etikette der Spieler Wert gelegt wird.
Vor allem in England und Schottland, wo viele der besten Spieler herkommen, hat Snooker einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Die bedeutendsten Turniere haben eine Dotierung von bis zu mehreren Millionen Euro und werden live im TV übertragen. Die Briten stehen halt auf Sportarten, bei denen man nicht ins Schwitzen kommt und gelegentlich mehrere Stunden Zeit hat einen Tee zu nehmen.
Der Snookertisch ist 12 Fuß lang und sechs Fuß breit, und damit, wie bei allen Billardvarianten, doppelt so lang wie breit: Die Spielfläche und die Banden des Tischs sind mit einem i. d. R. grünen Tuch überzogen. Die Spielfläche hat eine Größe von 3569 mm x 1778 mm, die Höhe des Spieltisches beträgt zwischen 851 mm und 876 mm.Snooker
Der Aufbau des Tisches vom Anstoßbereich nach unten:
_ Baulk-Line mit dem aufgezeichneten D, hier liegen die gelbe, braune und grüne Kugel, von hier wird auch angestoßen
_ Center-Spot für die blaue Kugel
_ Pyramid-Spot, der Platz für die rosa Kugel
_ Triangle, das Dreieck mit den roten Kugeln.
_ Black-Spot, der Platz für die schwarze Kugel
Im Snooker verwendet man sehr harte Holzqueues. Die Spitze des Queues, die sogenannte "Pomeranze" hat in der Regel einen Durchmesser von circa 9,0 bis 10,5 mm, damit ist sie kleiner als es beim Poolbillard düblich.
Noch was für Besserwisser: Die meist grüne Kreide, die beim Snooker verwendet wird, hat einen weit geringeren Fettgehalt als jene, die beim Poolbillard verwendet wird. Sie wird vor jedem Stoß auf die Pomeranze aufgetragen. Dadurch entsteht eine gesteigerte Haftung der Pomeranze an dem Ball (profis sagen nicht "Kugel"), damit dieser in eine Rotation versetzt werden kann.
Heutzutage bestehen Snookerbälle aus Kunstharz (früher: Knochen). Der Durchmesser eines Snookerballs beträgt 52,5 mm, bei einem Gewicht von 142 Gramm. Es wird mit dem weißen Ball, auch "Cue Ball" genannt, gespielt. Das ist der Ball, der mit dem Queue angespielt wird. Die farbigen Bälle müssen versenkt werden.Snooker ist ein Ansage- und Punktespiel.
Das Grundprinzip besteht darin, abwechselnd eine der 15 rote Bälle und im Anschluss einen der sechs farbigen zu versenken, bis alle Bälle vom Tisch gespielt wurden. Jedem Ball ist eine bestimmte Wertigkeit (Punkte) zugeordnet, die bei erfolgreichem Lochen für jeden Spieler additiv gezählt werden.
Punktwerte der Bälle:
Rot = 1 Punkt
Gelb = 2 Punkte
Grün = 3 Punkte
Braun = 4 Punkte
Blau = 5 Punkte
Pink = 6 Punkte
Schwarz = 7 Punkte
Wird ein Ball vom Spieler nicht versenkt, kommt der gegnerische Spieler an den Tisch und erhält seinerseits die Möglichkeit eine Folge von Bällen immer beginnend mit einem Roten zu versenken.
Die farbigen Bälle werden nach dem Versenken wieder auf dem Tisch aufgesetzt, rote bleiben in den Taschen. Nach dem letzten roten Ball darf noch ein Farbiger nach Wahl gespielt werden. Sind alle roten Bälle und die letzte frei wählbare Farbe versenkt, müssen die farbigen Bälle in Reihenfolge ihrer Wertigkeit vom Tisch gespielt werden, angefangen mit Gelb (2), Grün (3), ... und zuletzt Schwarz (7).
Jeder Spieler versucht so viele Punkte einzuspielen bis die Punktedifferenz zum Gegner so hoch ist, dass der Gegner diese nicht mehr einholen kann. Wenn man es kann, darf man selbstverständlich auch alle Bälle wegspielen. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel.
Ein Break ist die Folge, die ein Spieler durchgehend am Tisch ist ohne ein Foul zu spielen oder eine Tasche zu verfehlen.
Ein Break ab 100 wird "Century Break" genannt. Es ist möglich maximal 147 Punkte in einem Break (am Stück) zu erzielen, wenn zu jedem roten Ball immer der Schwarze gelocht wird. Dies nennt sich "Maximum Break".
Mit einem Freeball kann man dementsprechend natürlich mehr Punkte machen. 147 + Freeball + Schwarze = 147 + 1 + 7 = 155 Punkte.
Kann man keinen Ball versenken, versucht man den Gegner zu snookern.
Dabei bringt man den Weißen in eine Position, aus der der Gegner keinen anzuspielenden Ball auf direkter Linie erreichen kann. Zusätzlich ist es optimal, es dem Gegner schwer zu machen, einen ordentlichen Stoß auszuführen, weil der weiße Ball nahe an der Bande oder an einem nicht spielbaren Ball liegt. Aus einem Snooker heraus passieren häufig Fehler oder Fouls. Regel: "Ein Spieler ist snookered in bezug auf eine Kugel, wenn er diese nicht direkt in gerader Linie anspielen kann..."
Ein paar Regeln
- Foul: Ein Foul ist ein regelwidriger Stoß und wird mit mindestens 4 Punkten bestraft, die dem Gegenspieler gutgeschrieben werden. Ist an dem Foul ein Ball mit einem höheren Punktwert als vier beteiligt, so wird das Foul mit dem Punktwert der höchstwertigen, am Foul beteiligten Kugel bestraft, maximal werden für ein Foul also sieben Strafpunkte gegeben.
-Beispiel: ein Foul wird mit dem blauen Ballbegangen und zusätzlich fällt auch noch die weiße Spielkugel in ein Loch. Dieses Foul wird dann mit 5 Strafpunkten geahndet. Fällt die Weiße, muss sie anschließend aus dem D gespielt werden.
Das Regelwerk kennt 18 Fouls und ihre Bestrafung.
-Kombination: Anspielen eines Balls, die dann auf einen (oder mehrere) andere Bälle trifft und eine dieser anderen versenkt. Kombinationen sind nur zwischen Rot-Rot erlaubt, nie mit Farbigen.
-Free Ball: Wenn nach einem Foul ein Snooker liegen bleibt, darf man sich eine beliebige Kugel aussuchen, die dann anstelle derjenigen, die an der Reihe wäre, gespielt werden kann. Es gibt bei Versenken entsprechend Punkte und das Spiel geht anschließend normal weiter. Der zugrunde liegende Gedanke ist, dass man von einem Foul nicht profitieren soll. Hier wird wieder der Gentleman-Aspekt offfenbar.
-Miss: Wird vom Schiedsrichter bestimmt. Wenn ein Spieler ein Foul spielt, und der Schiedsrichter der Ansicht ist, dass es eine leichtere Lösung gegeben hätte, durch die das Foul vermeidbar gewesen wäre, gibt er einen Miss. Ein sicherer Indikator für Miss ist, wenn ein Spieler freiwillig über Bande spielt und nicht trifft, obwohl es eine direkte Möglichkeit gegeben hätte. Nach einem Miss kann der Gegner entscheiden, ob er trotzdem weiterspielen will, oder ob alle Bälle an ihren ursprünglichen Positionen wieder aufgesetzt und der Stoß wiederholt werden soll.
Diese Regel ist aber umstritten, da es der subjektiven Wertung des Schiedsrichters überlassen bleibt, ob der Spieler sich tatsächlich Mühe gegeben hat oder zu welchen Spielzügen er tatsächlich fähig wäre.
-Ball ON: Ein Ball der vom Spieler angesagt wird, dieser muss dann als erstes getroffen werden. Angesagt werden muss eigentlich nur wenn es nicht offensichtlich ist, welcher Ball angespielt werden soll.
Es gibt einige Abweichungen von den allgemeinen Pool-Billard-Regeln. Zum Beispiel soll sich der Gegner nicht im Blickfeld des Spielers bewegen oder stehen. Sogenannte Durchstösse und Sprungstösse sind verboten. D.h. wenn die "Weiße" mehrfach berührt wird oder die Queuespitze an der "Weißen" verbleibt, wenn diese sich in Bewegung gesetzt hat, wird als Durchstoß bezeichnet. Von Sprungstößen spricht man, wenn die "Weiße" über andere Bälle springt. Dafür gibt es Strafen.
Mit Ausnahme von zwei "Roten" dürfen nie zwei Bälle gleichzeitig angespielt und versenkt werden.
Jedes Jahr finden in Sheffield, England die Snooker-Weltmeisterschaften statt. Sie beginnen Mitte April und enden immer am 1. Montag im Mai.
Neben den Turniergeldern ist auf ein Maximum Break in der Regel eine Extraprämie ausgesetzt, die bei den meisten Turnieren 20.000 Pfund beträgt. Auch andere besondere Leistungen in einem Turnier, wie Century Breaks, die meisten erfolgreichen Snooker, etc., werden mit Boni belohnt. Bei der Snooker-Weltmeisterschaft in Sheffield 2004 war das Preisgeld für ein Maximum-Break mit 147.000 Pfund dotiert!