Wie wÄhlt man einen Papst?

Papst Johannes Paul II. ist tot. Der beliebte aber auch wegen seiner konservativen Haltung, vor allem in Fragen der Empfängnisverhütung, umstrittene Pontifex hinterlässt ein schweres Erbe. Noch nie war ein Papst so präsent in den Medien wie Johannes Paul II. aber auch noch nie sind so viele Menschen aus der Katholischen Kirche ausgetreten, wie unter seinem Pontifikat.

 

Der Zustand, in dem sich die katholische Kirche nach dem Ableben des amtierenden Papstes befindet nennt sich "Sedisvakanz" von lat. "sede vacante" für der Stuhl steht leer. Damit ist natürlich der Stuhl Petri, also der Bischofssitz von Rom und gleichzeitige Papstthron gemeint.

Der Tod des Papstes wird neun Tage betrauert.

Vom Kämmerer der Kirche, dem sogenannten „Camerlengo", wird der Tod des Papstes festgestellt. Dabei sind sind der päpstliche Zeremonienmeister, die Prälate, der Sekretär und der Kanzler der Apostolischen Kammer zugegen. Der Kanzler hat die amtliche Todesurkunde auszustellen.

Danach zieht der Kämmerer dem Verstorbenen den Fischerring, das Symbol päpstlicher Macht vom Finger. Dieser Ring und das Bleisiegel des Pontifikats werden bei einer der ersten Zusammenkünfte der Kardinäle vor deren Augen zerbrochen. Somit kann mit dem Bleisiegel kein Unfug mehr betrieben werden.

In der Sedisvakanz übernimmt der Kardinal-Kämmerer mit drei Kardinal-Assistenten die ordentliche Verwaltung der Kirche. Er besitzt keine Jurisdiktionsgewalt. Der Kardinal-Kämmerer hat Sorge dafür zu tragen, dass das Arbeitszimmer und die Privatgemächer des Papstes versiegelt werden.

Der Kardinalvikar von Rom teilt der Bevölkerung durch einen eigenen Erlass den Tod des Papstes mit, nachdem ihm der Kämmerer darüberunterrichtet hat.

Von Papst Johannes Paul II wurde ain überhöltes Zeremoniell abgeschafft, nach dem der verstorbene Papst zur Bestätigung des Todes des Papstes mit seinem Taufnahmen anzusprechen war. Der letzte Papst, Johannes Paul I, wurde noch „Albine, dormesne?" (Albino, schläfst du?) gefragt (er hieß bürgerlich Albino Luciani). Dabei klopfte der Kämmerer mit einem elfenbeinernen Hämmerchen auf die Stirn des Papstes. Auch dieses Hämmerchen ist abgeschafft. Allerdings muss man erwähnen, dass Johannes Paul I. zu diesem Zeitpunkt anscheinend schon einbalsamiert war (einer der vielen seltsamen Umstände seines frühen Todes).

Während der Sedisvakanz dürfen die von Päpsten erlassenen Gesetzte in keiner Weise korrigiert oder verändert werden.

Die sich versammelnden Kardinäle werden in zwei Gruppen von Kongregationen eingeteilt: eine Generalkongregation und einer Sonderkongregation.

Die Kardinäle bestimmen auch den Tag, die Stunde und die Art und Weise, wie der Leichnam des verstorbenen Papstes in die Vatikanische Basilika zu überführen ist. Dort wird er zur Verehrung durch die Gläubigen aufgebahrt. Die Bestattung des Papstes sollte zwischen dem vierten und dem sechsten Tag nach seinem Tod stattfinden.

Der verstorbene Papst darf nur mit den Pontifikalgewändern bekleidet fotografiert werden und nur mit Genehmigung des Kardinal-Kämmerers.

Die Einberufung des Konklaves

Das Konklave wird nach dem Tod des Papstes einberufen. Mit dem Begriff "Konklave" bezeichnet man sowohl die Versammlung der Kardinäle als auch den Raum, in dem die Versammlungen stattfinden.

Das Konklave entstand erst am Ende des Mittelalters. Es wurde mit der Absicht eingeführt, die versammelten Kardinäle zu schützen und die Papstwahlen zu beschleunigen.

Die Einwohner der Städte Perugia und Viterbo streiten sich darüber, wer von ihnen das Konklave erfunden hat.

Die römische Kurie residierte 1216 in der italienischen Stadt Perugia. Als Papst Innozenz III. (1198 – 1216) starb, wurde sein Leichnam von der Bevölkerung geschändet. Aus Angst vor Übergriffen der Bevölkerung haben sich die 19 hohen Würdenträger einschließen lassen. Sie wählten Honorius III. (1216 – 1227) zum Papst. Bei der Wahl Innozenz III. (1198) wurden zum ersten Mal Stimmzettel verwendet.

Die Einwohner von Viterbo nehmen folgende Historie für sich in Anspruch: Sie haben die Kardinäle zum ersten Mal bei einer Papstwahl „cum clave" (lat.: mit dem Schlüssel) eingesperrt. Und zwar in den 1266 errichteten päpstliche Palast von Viterbo. Dort wurden Gregor X. gewählt - nach drei langen Jahren. Von Dezember 1268 bis September 1271 dauerte das längste Konklave der Kirchengeschichte. Nur 17 Kardinale bildeten damals das Kollegium. Die Wahl dauerte so lange, weil durch die Einmischung des Königs von Neapel und Sizilien, Karl von Anjou, keine Zweidrittelmehrheit zustande kam. Um das Ganze zu beschleunigen, gingen die Einwohner Viterbos hin und sperrten die Kardinäle ein. Nach einigen weiteren Monaten war noch immer keine Wahl getroffen. Da ließén der Bürgermeister und das Oberhaupt der Wachmilizen des Konklave das Dach abdecken, so dass die Kardinäle der nächtlichen Kälte und den Regengüssen und der Hitze des Tages ausgesetzt waren. Die Verpflegung wurde auf Wasser und Brot beschränkt. Endlich einigten sich die Kardinäle auf Tedaldo Visconti.

Die Sixtinische Kapelle

Die Wahl zum Nachfolger von Johannes Paul II. findet in der Sixtinischen Kapelle statt, dem schönsten Wahllokal der Menschheit.

Die Sixtinische Kapelle im Vatikan wurde zwischen 1475 und 1483 unter Papst Sixtus IV. erbaut und am 9. August 1483 eingeweiht. Die Pläne für die Kapelle wurden von Baccio Pontelli erstellt.

Der Grundriss soll den Dimensionen des Tempels Salomon zu Jerusalem entsprechen (40,23 m lang, 13,40 m breit 20,70 m hoch).

Der Raum wird von einer Chorschranke aus dem 15. Jhd (Ende des 16. Jhds versetzt) geteilt, der den Raum für den Klerus von dem für die Allgemeinheit abtrennt.
Der Fußboten ist ein Mosaik aus dem 15. Jhd. - bis heute perfekt erhalten. Das gibts so nicht beim Baumarkt.

Als Papst geht man ja nicht zu Praktiker und sucht sich die Tapete aus, sondern lässt die berühmtesten Raumausmaler seiner Zeit antreten. In der Sixtinischen Kapelle werkelten so ziemlich alle, die in der Renaissance Rang und Namen hatten. Die Wandbilder mit Szenen aus dem Leben Jesus (1) und Moses (2) stammen von Botticelli, Perugino und anderen Könnern.

Der absolute Publikumsmagnet sind aber die Fresken Michalangelos. Er gestaltete die Decke und die Altarwand. Auftraggeber war der amtierende Papst Julius II, ein Neffe von Sixtus IV. Michelangelo zog anfangs nicht wirklich, willigte dann aber ein und malte die Decke in vier Jahren (1508 -1512) bunt an.

Die Geschichte, dass Papst Julius II. eines Morgens in die Kapelle kam, nach oben schaute und entsetzt ausrief: " Michelangelo! Ich hab' gesagt Rauhfaser - und zweimal weiß streichen!", ist im Übrigen ins Reich der Legenden zu verweisen.

sixtinische kapelle

Das Deckengemälde zeigt im Mittelteil Szenen aus der Genesis auf insgesamt 520 m2. Es enthält 115 überlebensgroße Charaktere.

In den dreieckigen Stichkappen (3) werden die Ahnen Jesus dargestellt.

In den äußeren Wandstreifen (4) sieht man die sieben biblischen Propheten und fünf heidnischen Sybillen, die das Kommen Jesus vorhergesagt hatten.

In den viereckigen Mittelfeldern (5) sind neun Episoden aus der Genesis zu sehen. Drei davon zeigen die Erschaffung der Welt, drei die Geschichte Adams und drei die Geschichte Noahs. Michelangelo begann seine Arbeit übrigens mit Noah.

Die Bilder aus der Genesis werden von den so genannten "Ignudi", den "Nackten" (6) unterbrochen. Es sind ideale Menschenfiguren in perspektivisch anspruchsvollen Posen. In ihnen findet man praktisch die komplette Bandbreite der von späteren Künstlern benutzten Akt-Posituren.

Das Deckenbild zeigt 115 überlebensgroße Figuren.

Die Stirnwand ist mit dem "Jüngsten Gericht" (7) komplett bemalt. Dieses Werk mit ca. 390 Figuren wurde von Michelangelo in den Jahren von 1536 bis 1541 geschaffen. Auftraggeber war Papst Clemens VII. der aber den Beginn der Arbeiten nicht mehr erlebte.

Michelangelo ließ als erste Maßnahme eine neue Ziegelwand vor die Stirnwand mauern. Diese Mauer ist leicht nach innen geneigt, damit sich nicht so leicht Staub ablagern kann. Dummerweise gingen dabei die alten Fresken aus dem 15. Jhd. verloren, darunter auch die von Michelangelo selbst ausgemalten Lünetten.

Im Zentrum des "Jüngsten Gerichtes" steht Jesus umgeben von diversen Heiligen. Links sind die Menschen dargestellt, die am Tag des Jüngsten Gerichtes erlöst werden, rechts diejenigen, die der eigen Verdammnis anheim fallen - das sind die meisten.

Bei den Engeln, die die Posaunen des jüngsten Gerichtes blasen, sind auch zwei, die die Bücher mit den Namen der Seligen (kleines Buch) und den der Verdammten (großes Buch) halten.

1563 empfahl das Konzil von Trient, in geheiligten Räumen nur noch Werke auszustellen, die ein "Decorum" hätten und den heiligen Schriften entsprächen.

Michelangelos Figuren hatten leider kein "Decorum". Daraufhin wurde sein ehemaliger Schüler Daniele da Volterra beauftrag diesen Makel zu beheben. Er bedeckte die Blößen einiger Figuren mit Lendentüchern und anderen peinlichen Zugaben. Diese Arbeit brachte ihm den Spitznamen "Il Braghettone" also "der Unterhösler" ein. Weitere "Abdeckungen" wurden auch in späteren Tagen noch angebracht.

Bei den Restaurierungarbeiten Ende des 20. Jhds. entschied man, einzig die Eingriffe Daniele da Volterras zu belassen und die anderen zu entfernen.

Diese Restaurierungsarbeiten ließen viele Kunsthistoriker in Verzweiflung stürzen. Man hatte bislang geglaubt, dass Michelangelo seine Arbeiten mit dezenten, gedeckten Farben angelegt hatte. Unter dem Ruß und Schmutz von vier Jahrhunderten kamen jetzt aber satte leuchtende Farben zum Vorschein. Eine kleine Ecke wurde ungereinigt belassen, um den Unterschied zu verdeutlichen (8).

Die Sixtinische Kapelle ist wahrscheinlich das größte Gesamtkunstwerk westlicher Kultur. Hier geht man gerne wählen.

Die Wahlregeln

Die Regeln wurden in der Vergangenheit immer wieder geändert. Gültig ist derzeit die von Papst Johannes Paul II. abgesegnete Apostolische Konstitution "Universi Dominici Gregis" vom 22. Februar 1996.

Zur Wahl des Nachfolgers von Johannes Paul II. werden sich frühestens am 17. und spätestens am 22. April die 117 wahlberechtigten der 183 amtierenden Kardinäle zum Konklave versammeln: 58 aus Europa, 21 aus Lateinamerika, 14 aus Nordamerika, je 11 aus Afrika und Asien sowie 2 aus Ozeanien. Die größte Gruppe bilden die 20 wahlberechtigten italienischen Kardinäle.

Die deutschen Wahlteilnehmer sind: Walter Kasper, Karl Lehmann, Joachim Meisner, Joseph Ratzinger, Georg Sterzinsky und Friedrich Wetter

Wahlberechtigt sind nur die Kardinäle die zu Begeinn der Sedisvakanz das 80 Lebensjahr noch nicht vollendet haben.

Diese Verordnung geht noch auf Papst Paul VI. zurück. Auch die Anzahl der Wahlkardinäle wird von ihm auf 120 begrenzt.

Das Vetorecht, das eine staatliche Einmischung in die Papstwahl bedeutete, wurde von Pius X. (1903 – 1914) abgeschafft und zwar unter Androhung der Exkommunikation. Pius IX. (1846 - 1878) wurde nur Papst, weil das Veto Österreichs gegen diese Wahl zu spät eintraf. Er war danach mit 31 Jahren, 7 Monaten und 22 Tagen am längsten im Amt.
Bei der Wahl des Pius X. kam es im Konklave zu einer Lebensmittelvergiftung. Der Grund war ein Kupfertopf, in dem die Suppe zubereitet wurde. Diese Epidemie war der Auslöser für die Bestimmung, dass nur noch Töpfe aus Ton und Porzellan zu benutzen seien.

Bis vor einiger Zeit gab es zwei Arten von Wahlmöglichkeiten. Eine Methode war die so genannte "Kompromisswahl". Nur eine Gruppe von Kardinälen wählte, auf die mit der Einstimmung aller die Wahlbefugnisse übertragen worden war. Es konnte auch zu einer Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten kommen, die bei der letzten Abstimmung die meisten Stimmen auf sich vereinten.

Normalerweise wird per Stimmabgabe gewählt. Die Regel: Der neue Papst brauchte eine Zweidrittelmehrheit plus eine Stimme (um sicher zu stellen, dass der neue Papst die Mehrheit ohne seine eigene Stimme bekommt). Paul VI. gestattete aber die Möglichkeit auf eine einfache Mehrheit zurückzukommen, wenn sich die Wahl nach dem Modus der Zweidrittelmehrheit als zu schwierig darstellte.

Ein weiterer möglicher Wahlmechanismus bestand bis vor kurzem in der "Akklamation". Die Kardinäle konnten den neuen Papst einstimmig durch den Heiligen Geist inspiriert ernennen. Diese Art der Wahl musste jedoch zuvor von allen Teilnehmern einstimmig genehmigt werden.

Papst Johannes Paul II. veränderte die Wahlregel erneut. Bei der nächsten Papstwahl muss nach dreißig erfolglosen Wahlgängen die absolute Mehrheit entscheiden. Es wird also nicht mehr wie 1978 ein Kompromißkandidat gesucht. Weiterhin legte Johannes Paul II. fest, dass bei einer Anzahl von Kardinälen, die nicht durch drei teilbar ist, für die Gültigkeit der Papstwahl eine Stimme mehr erforderlich ist.

Es wird maximal zweimal vormittags und zweimal nachmittags gewählt.

Die Wahlhandlungen beginnen mit einer Eucharistiefeier. Unter dem Gesang des „Veni Domini" den Beistand des Heiligen Geistes erflehend ziehen die Kardinäle in Chorkleidung von der Paulinischen Kapelle zur Sixtinischen Kapelle. Dann werden die Kardinäle vereidigt und die neue Konklaveordnung verlesen.

Die Stimmabgabe

Prinzipiell wird der neue Papst durch Zweidrittelmehrheit gewählt. Papst Johannes Paul II. schaffte die Regelung ab, dass ein Papst zwei Drittel der Stimmen plus eine zusätzliche haben müsse. Diese Regelung war eingeführt worden, um die Überprüfung, ob ein Kandidat verbotenerweise für sich selbst gestimmt hatte, überflüssig zu machen.

Wenn jedoch nach insgesamt 34 Wahlgängen, die sich über zehn bis zwölf Tage erstrecken, noch kein Papst gewählt ist, können sich die Kardinäle mit absoluter Mehrheit für einen anderen Modus entscheiden. Der Papst muss dann nur noch mit absoluter Mehrheit gewählt werden. Dieser Punkt ist neu von Johannes Paul II. inUniversi Dominici Gregis eingeführt worden.

Zur Wahl erhält jeder berechtigte Kardinal einen recheckigen Stimmzettel. Dieser Zettel enthält in der oberen Hälfte den Aufdruck „Eligo Summum Pontifecem" (Ich wähle zum obersten Brückenbauer). In die untere Hälfte schreibt der Kardinal den Namen dessen, den er wählen möchte.

Den Namen schreibt er im Geheimen mit verstellter, aber lesbarer Schrift. Wenn er seine Wahl niedergeschrieben hat, faltet er den Stimmzettel.

Der Rangordnung nach treten die Kardinäle dann mit für alle sichtbar erhobener Hand zum Altar. Dort stehen die Wahlhelfer bei einer mit einem Teller bedeckten Wahlurne. Auf den Teller legen die Kardinäle ihren jeweiligen Stimmzettel mit der Eidesformel: „Ich rufe Christus, der mein Richter sein wird, zum Zeugen an, dass ich den gewählt habe, von dem ich glaube, dass er nach Gottes Willen gewählt werden sollte". Danach wird der Stimmzettel in die Urne gegeben. Wenn der Kardinal seinen Zettel niedergelegt hat, macht er eine Verbeugung zum Altar hin und kehrt auf seinen Platz zurück.

Nachdem jeder Kardinal abgestimmt hat wird die Urne mehrmals geschüttelt, damit die Zettel gut gemischt werden. Darauf geht der letzte Wahlhelfer hin und nimmt einen Stimmzettel nach dem anderen gut sichtbar für alle Anwesenden heraus und legt ihn in eine andere leere Urne. Sowird überprüft, ob die Zahl derabgegebenen Stimmzettel mit der der wahlberechtigten Kardinäle übereinstimmt. Stimmt sie nicht, müssen alle Stimmzettel verbrannt werden. Stimmt sie überein, erfolgt die öffentliche Auszählung der Stimmen.

Die Stimmzettel müssen verbrannt werden, bevor die wahlberechtigten Kardinäle die Sixtinische Kapelle verlassen. Dazu wird das berühmte Wahlöfchen in die Kapelle geholt. Mit der Verbrennung der Stimmzettel in diesem Öfchen wird auch das Wahlergebnis bekannt gegeben. Schwarzer Rauch steht für "keine Entscheidung gefallen". Weißer Rauch bedeutet, es ist ein neuer Papst gewählt. Der Rauch wird durch Verbrennen von Stroh erzeugt mit dem die Stimmzettel der Kardinäle verbrannt werden. Der Ofen für das Feuerchen wird extra in der Sixtinischen Kapelle aufgebaut und hat ein langes Roh, welches an einer Seitenwand im hinteren Teil der Kapelle hochragt. Schwarzer Rauch wird durch Verbrennen von nassem Stroh erzeugt. Weißer Rauch durch trockenes Stroh.

Es ist ausdrücklich festgehalten, dass die Kardinäle, nicht nach persönlichen Beziehung und Interessen sowie nach Popularität wählen sollen. Es soll allein um die Ehre Gottes gehen.

Auch die öffentliche Auszählung der Stimmzettel ist nicht ganz unkompliziert:
An einem Tisch vor dem Altar sitzen die Wahlhelfer. Der erste nimmt einen Stimmzettel, stellt den Namen fest und gibt ihn an einen zweiten Wahlhelfer weiter der noch einmal den Namen feststellt und ihn an einen dritten Wahlhelfer weitergibt. Der dritte liest den Namen laut vor. Danach nimmt er den vorgelesen Stimmzettel und durchsticht ihn mit Nadel und Faden bei dem Wort „Eligo" (auch das hat Johannes Paul II. festgelegt). So werden nach und nach alle Stimmzettel auf einer Schnur aneinander gereiht. Um die Geheimhaltung zu waren, werden alle Notizen zu der Wahl von den Kardinälen an den Kardinal-Camerlengo oder einem der drei Kardinal-Assistenten ausgehändigt. Die Aufzeichnungen werden mit den Stimmzetteln verbrannt.

Der Kardinal-Kämmerer und die drei Kardinal-Assistenten fertigen einen Bericht über das Abstimmungsergebnis an. Dieser Bericht wird nach erfolgreicher Wahl dem neuen Papst übergeben, der ihn in einem versiegelten Umschlag im vorgesehen Archiv aufbewahren lässt. Dieser Umschlag darf nicht ohne seine Genehmigung geöffnet werden.

Nach drei Tagen mit Wahlgängen ohne Erfolg, kann den Kardinälen ein „Ruhetag" gegönnt werden. Dieser wird zum Gebet und zwanglosem Gespräch unter den Wählern genutzt. Wahlreden wie in der Politik gibt es nicht, sie sind sogar streng verboten. Es werden auch keine Werbeartikel wie Buttons, Kugelschreiber, Luftballons etc. verteilt. Simonie (Ämterkauf), Korruption, Karriereversprechen, Politischer Einspruch und Pressionen weltlicher Herrscher und Gruppen sind auch ausdrücklich (bei Androhung von Exkommunikation) verboten.

Urban VI. war im Jahre 1378 der letzte Papst, der bei seiner Wahl nicht bereits Kardinal war. Grundsätzlich wählbar ist nach den derzeit geltenden Wahlregeln jeder römisch-katholisch getaufte Mann, es sei denn, er ist ein Häretiker, ein Schismatiker oder ein Simonist.

Der neue Papst

Wird ein Kardinal zum Papst gewählt, dann wird er vom Kardinalsdekan – oder vom ranghöchsten oder ältesten Kardinal gefragt: „Nimmst du deine kanonische Wahl zum Papst an?". In der Antwort ist der Papst frei. Pius X. sagte: „Accepto in crucem!" (Ich nehme das Kreuz an.). Papst Johannes XXIII. antwortete mit einer kompletten Predigt, denn er war auf seine Wahl vorbereitet. Johannes Paul I. sagte einfach "Accepto!"

Stimmt der Papst zu, wird er gefragt: „Wie willst du dich nennen?". Daraufhin wird ein Schriftstück erstellt, in dem die Annahme der Wahl und der Name des Gewählten festgehalten werden.

Der Brauch als Papst einen anderen Namen anzunehmen geht auf Johannes II. zurück der 533 zum Papst gewählt wurde. Mit bürgerlichen Namen hieß er Mercurius, da dies ein heidnischer Name war, schien er als Papstnamen ungeeignet. Johannes Paul I. war der erste Papst, der einen Doppelnamen wählte, er war auch der erste erste Träger eines Namens, der die Nummer schon hintenanstellte (er wusste wohl schon, dass es weitere geben würde ;-) ).

Mit der Annahme der Wahl ist der Gewählte automatisch Bischof von Rom, wenn er schon die Bischofsweihe empfangen hat.

Der neue Papst geht in einen Nebenraum und sucht sich aus drei weißen Gewänder das am besten passende aus. Er legt sich eine kostbare antike Stola mit dem Bildnis von Petrus und Paulus um, diese Stola trägt ein Papst nur zu diesem Anlass .

In der Sixtinischen Kapelle treten dann die einzelnen Kardinäle vor und gratulieren dem neugewählten Papst und leisten das Gehorsamsversprechen. Anschließend wird ein gemeinsames Dankgebet gesprochen.

Danach kommt der große Moment auf den das Volk gewartet hat: die Ankündigung an das wartende Volk von der Mittel-Loggia der Peterskirche aus durch ranghöchsten Kardinalsdiakon mit den Worten: "Annuntio vobis gaudium magnum, habemus Papam!" (Ich verkünde euch eine große Freude, wir haben einen Papst)

Der Papst wird mit feierlichen Gesängen heraus geleitet und erteilt den päpstlichen Segen „Urbi et Orbi", bevor in das von den Siegeln befreite päpstliche Appartement geleitet wird. Nur einmal ist bei diesem historischen Augenblick eine Panne passiert: Aufgrund des Leibesumfanges von Papst Johannes XXIII. musste die weiße Soutane des Papstes hinten aufgetrennt werden und mit Nadeln befestigt werden, damit er zu seinem ersten öffentlichen Auftritt erscheinen konnte.

Damit ist die Sedisvakanz vorbei und die Amtszeit des Papstes beginnt. Die feierliche Papstkrönung findet einige Tage später statt. Die letzte Papstkrönung fand mit Paul VI. statt. Er legte die Tiara (die Papstkrone) endgültig ab.

Die Kardinäle

Der Ausdruck Kardinal kommt zum einen vom lateinischen cardo = Türangel, Angel-punkt. Zum andern bezieht er sich ursprünglich auf einen an einer römischen Hauptkirche (cardo) - auch außerhalb Roms - angestellten Geistlichen (in cardinatus cardinalis), dem eine Kirche oder Diakonie als Titelkirche (tituli cardinales) in Rom anvertraut ist.

Es handelt sich um die älteste kirchliche Ehrenfunktion, die unmittelbar auf den Papst, den Summus Pontifex, folgt (höchster Würdenträger nach dem Papst). Sie geht auf die älteste Zeit der Kirchengeschichte zurück, nämlich auf Papst Silvester I. (314-336) – presbyteri e diaconi cardinales.

Das Kardinalskollegium spiegelt aufgrund seiner internationalen Zusammensetzung die Universalität der katholischen Kirche wieder. Diesem Kardinalskollegium gehören von den rund 4500 Bischöfen in der Welt nur ca. 183 an. D.h. nicht alle Kardinäle müssen Bischof sein. Das Kardinalsamt ist im Gegensatz zum Priester- oder Bischofsamt keine theologisches Amt. Es ist kein Sakrament, daher wird man auch nicht zum Kardinal geweiht, sondern ernannt.

Dieses Ehrenamt ist über 1700 Jahre alt. Der Terminus „cardinales" bezieht sich auf einen an einer römischen Hauptkirche (cardo) angestellten Geistlichen.

Das derzeitige Kardinalskollegium (2005) ist mit 195 (plus einem Kardinal "in pectore", dessen Name Johannes Paul II. geheim hielt) Kardinälen das größte der Geschichte. Auf dem Konzil von Konstanz (1414 – 1418) war die Anzahl der Kardinäle auf 24 begrenzt. Im 16. Jahrhundert stieg die Zahl auf 70 Kardinäle an. Erst Papst Johannes XXIII. (1958 – 1963) überschritt die Anzahl von 70 Kardinälen.

Kardinäle werden nicht geweiht wie Bischöfe; sie werden vom Papst ernannt. Es handelt sich bei dieser Verleihung um einen souveränen Akt des Papstes, der die Kardinäle aus freiem Willen und freier Entscheidung heraus beruft. Papst Pius II. (1458 – 1464) erklärte: „Um gute Bischöfe zu ernennen, ist die Diskretion der Engel gefragt, um Kardinäle zu erwählen, bräuchte man die Weisheit von Gottvater persönlich".

Um Kardinal zu werden, muss man männlichen Geschlechts sein, getauft und gefirmt sowie sich im Glauben bewährt haben. Es kann demnach auch ein Priester oder Diakon zum Kardinal ernannt werden, ja sogar ein Laie.

Der letzte männliche Laie wurde im 19. Jahrhundert mit der Kardinalswürde ausgestattet. Heute normalerweise Bischöfe und Erzbischöfe im Alter von ca. 60 Jahren zum Kardinal ernannt. Ausnahme sind zum Beispiel Leo Scheffczyk, Professor für katholische Dogmatik.

Es gibt aber auch feste Kriterien wie beispielsweise die Leitung einer großen Diözese (z.B. Köln) oder die Führung einer der wichtigen vatikanischen Kongregationen, die automatisch mit der Verleihung der Kardinalswürde verbunden sind.

Der Kardinal übernimmt mit seinem Amt eine große Verantwortung für den Glauben und die Kirche. So heißt es im Treue-Eid, den die Kardinäle beim Konsistorium schwören: „…usque ad effusionem sanguinis" (bis zum Blutvergießen).

Heute sind die Kardinäle Ratgeber und die ersten Mitarbeiter des Papstes in der Leitung der Gesamtkirche. Die Zeit, in der sie in großem Prunk leben konnten, ist längst vorbei. Auch das Ehrenrecht, sich mit "Eminenz" ansprechen zu lassen, welches ihnen 1630 von Papst Urban VIII. (1623 – 1644) verliehen wurde, nehmen sie nicht mehr war. Heute leben sie in ganz normalen Wohnungen. Das Monatseinkommen eines Kardinals beträgt heute runde 2600 Euro.

Die Hauptinsignien der Kardinäle sind der rote Kardinalshut und der Kardinalspurpur ihrer Kleidung. Beim Kardinalshut handelt es sich um einen roten Hut mit ungewöhnlich breiter Krempe und beiderseits 15 Quasten. Dieser Hut wird allerdings nie getragen, sondern in der Titelkirche des jeweiligen Kardinals aufgehängt. Er ist vor allem ein Bestandteil des Wappen eines Kardinals.

Kurienkardinäle sind vatikanische Staatsbürger und haben dementsprechend einen vatikanischen Pass.

Das Kardinalskollegium weist 3 Kategorien auf: Kardinalbischof, Kardinalpriester und Kardinalsdiakon, je nach Weihestufe, die sie bei ihrerer Ernennung innehatten.

em Kardinal wird vom Papst eine Titelkirche in Rom mit dem jeweiligen Recht zugewiesen.


Quelle: u.A. "Die Papstmacher" , Robert SchmŠing (www.karl-leisner-jugend.de), APOSTOLISCHE KONSTITUTION UNIVERSI DOMINICI GREGIS

Papst Johannes Paul II

Päpste habe wie Könige ja das Problem keinen Nachnamen zu haben :-) Aber bevor einer Papst wird und sich einen Papstnamen aussucht hat er noch einen Namen. Papst Johannes Paul II. kommt am 18. Mai 1920 als Karol Wojtyla in Wadowice (Polen) zur Welt.

1920
Karol Wojtyla ist das dritte Kind seiner Eltern Karol und Emilia Wojtyla.

Seine Mutter nannte den kleinen Karol "Lolek".

Seine Liebslingssportart ist Fussball, er steht im Tor.

1929
stirbt seine Mutter.

Als Gymnasiast entwickelt Karol eine Leidenschaft fürs Theater. Er hat ein fast fotografisches Gedächtnis und sein Polnisch- und Lateinlehrer, Kazimierz Forys, sieht in ihm einen Dichter, Schauspieler und großes Regietalent.

1938
Sein Bruder stirbt.

Er beginnt ein Philosophie- und Literaturstudium an der Universität Krakau.

Er gründet in Krakau das Theater "Studio39" zusammen mit anderen.

1939
Das Deutsche Reich überfällt Polen und besetzt das Land.

1941
Sein Vater Karol stirbt und der 21jährige Karol Wojtyla entdeckt für sich die Theologie.

Er arbeitet als Regisseur und Autor mit dem Untergrundtheater "Teatr Rapsodyczny" zusammen.

1942
Karol tritt in ein verbotenes Priesterseminar in Krakau ein.

Um nicht deportiert zu werden, arbeitet er in einem Steinbruch und später in einer chemischen Fabrik.

1946
Am 1. November wird Karol Wojtyla vom Erzbischof von Krakau zum Priester geweiht.

Er schließt ein zweijähriges Studium an der päpstlichen Universität Angelicum in Rom an. Dort lernt er italienisch und englisch. Damit ergänzt er seine deutschen, spanischen und französischen Sprachkenntnisse.

1948 kehrte er nach Krakau zurück und wird Kaplan einer kleinen Gemeinde. (Ein Kaplan ist ein Hilfgeistlicher, er arbeitet sich unter Anleitung eines Pfarrers in die Seelsorge ein. Übrigens: Im Türkischen ist "Kaplan" das Wort für Tiger.)

1951 beendete Wojtyla das Theologiestudium mit der Promotion in Krakau.

1953 habilitierte er an der Katholischen Universität Lublin

1946
Woityla bernimmt einen Lehrstuhl für Moraltheologie an der Universität Lublin. Seine Vorlesung sind den Berichten nach immer sehr gut besucht.

1958
wird er Weihbischof von Krakau.

Wojtyla setzt sich als Titularbischof von Ombi und Weihbischof für eine philosophisch-theologische Erneuerung des Katholizismus und die katholische Laienbewegung ein.

1962
Karol Woityla geht nach Rom, um an den Vorbereitungen zum Zweiten Vatikanischen Konzil mitzuwirken. Er gilt als "progressiver Konservativer". Papst ist damals Johannes XXIII.

1963 empfängt er die erste deutsche Pilgergruppe auf einer Sühnewallfahrt nach Auschwitz.

1964 wird Wojtyla zum Erzbischof von Krakau berufen.

Bis 1966 wirkt er für das Vatikanische Konzil an der Abfassung wichtiger Lehrtexte mit.

1967
Er wird am 26. Juni überraschend von Papst Paul VI. zum Kardinal ernannt.

Das Kommunistische Regime in Warschau hat falsche Vorstellungen vom Krakauer Metropoliten und Kardinal.

Die polnische Geheimpolizei der kommunistischen Regierung sieht im neuen Kardinal keine Gefahr: "Es hat den Anschein, als ob Politik nicht seine starke Seite ist; er ist zu sehr im abstrakten Denken verfangen ... Ihm fehlen Organisationstalent und Führungsqualitäten.".

1974 feierte Karol Wojtyla anlässlich eines Besuchs in der Bundesrepublik Deutschland mit deutschen Priestern einen Versöhnungsgottesdienst im ehemaligen Konzentrationslager Dachau. Er ist der erste polnische Kardinal, der die Bundesrepublik besucht.

1978
Am 28. September feiert Karol Wojtyla den 20. Jahrestag seiner Bischofsweihe. Am selben Tag stirbt überraschend Papst Johannes Paul I. Der Nachfolger von Paul VI. war nur 33 Tage Papst.

Als Wojtyla vom Tod des Papstes hört Nachricht hörte, sagt er: "Gottes Wege sind wundersam. Lass und vor ihnen das Haupt neigen ..."

Am 3. Oktober reist er zur Wahl des neuen Papstes nach Rom.

Vor Beginn des Konklaves spricht der Wiener Kardinal Franz König mit dem polnischen Primas Stefan Wyszynski und deutet an, dass auch ein Pole Papst werden könnte.. Wyszynski dachte, er wäre gemeint und lehnt ab: "Wenn ich nach Rom ginge, wäre dies ein Triumph für die Kommunisten." Der Wiener Erzbischof darauf: "Es gibt da noch einen anderen Mann." Wyszynski antwortet: "Nein, das kommt nicht in Frage. Er ist nicht bekannt genug und im übrigen auch ein wenig jung!"

Am 16. Oktober 1978 wird Karol Wojtyla nach dem plötzlichen Tod von Papst Johannes Paul I. zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt.

Im achten Wahlgang erhält der Krakauer Kardinal 99 der 111 Stimmen. Als gegen 18 Uhr Kardinal Pericle Felici verkündet: "Annuntio vobis gaudium magnum habemus papam Carolum Wojtyla!" glauben viele wegen dem fremartigen Namen, dass ein Afrikaner zum Papst gewählt wurde.

Karol Wojtyla ist 58 Jahre alt und damit seit 1846 der jüngste Papst. Er ist der erste nichtitalienische Papst seit dem Niederländer Hadrian VI. Das war 1522. In seiner polnischen Heimat wird er schlicht Jan Pawel genannt.

In seinem Papstwappen ist ein großes "M" (für Maria) und die Worte "Totus tuus" ("Ganz Dein"). Johannes Paul II. stellt sein Pontifikat unter den Schutz der Mutter Gottes.

1979
Am 25. Januar beginnt seine erste Auslandsreise: Erm besucht die Dominikanische Republik, Mexiko und Bahamas. Es sollen über 100 Auslandreisen werden bei denen er 120 Länder besucht, damit ist er der reisefreudigste Papst aller Zeiten.

Da Mexiko und der Heilige Stuhl keine diplomatischen Beziehungen haben, erhält der Papst ein Visum als "privater Besucher". Auf dem Visum stand:

Name: Seine Heiligkeit Johannes Paul II. (Karol Wojtyla)

Geboren: 18.5.1920 in Wadowice, Polen

Stand: Ledig

Adresse: Vatikan

Der neue Papst veröffentlicht seine Erstlings-Enzyklika "Redemptor hominis". Sie ist sein theologisches Programm: Rückbesinnung auf Christus als Zentrum der Kirche und Ausgangspunkt der Theologie.

Der Papst entzeiht dem Tübinger Theologen Hans Küng die Lehrerlaubnis.

Am Karfreitag nimmt der Papst persönlich einige Beichten ab.

1980
Der Papst besucht Deutschland. Als erster Papst seit fast 200 Jahren besucht er Köln, Bonn, Osnabrück, Mainz, Fulda, Altötting und München.

In seiner zweiten Enzyklika "Dives in misericordia" wird Gottvater in den Mittelpunkt der Betrachtungen gestellt.

1981
Am 13. Mai verübte der 23-jährige türkische Rechtsextremist Mehmet Ali Agca einen Mordanschlag auf Johannes Paul II., von dem sich dieser erst nach mehreren Monaten erholte.

Der Papst überlebt nur knapp und wird nur durch eine fünfstündige Operation gerettet, bei der auch 50 Zentimeter Darm entfernt werden.

Der Täter Ali Agca wird gefasst, ist geständig und wird im Juli zu lebenslanger Haft verurteilt.

Das Motiv und Hintergründe bleiben unklar. Ali Agca belastete den sowjetischen Geheimdienst KGB und den bulgarischen Geheimdienst, bezeichnet sich später aber wieder als Einzeltäter.

Interessanterweise soll die "Prophezeiung von Fatima" aus dem Jahre 1917 das Papstattentat vorausgesagt haben. Fatima ist ein Ort in Portugal, an dem Maria den Kindern Jacinta und Francisco Marto und Lucia dos Santos erschien. Lucia fasste 1941 die Prophezeiungen schriftlich ab. Demnach wurden 1917 drei Dinge verhergesagt:

- Es kommt zu einem weiteren Krieg nach dem Ende des Ersten Weltkriegs.

- Russland wird sich nach der Weihe an das "Unbefleckte Herz Mariens" bekehren.

- Ein "Bischof in Weiß" bricht, von Schüssen getroffen, zusammen.

Die Enzyklika "Laborem exercens" hat den Arbeiteraufstand in Polen als Hintergrund. Der Papst versucht einen "dritten Weg" zwischen Kapitalismus und Kommunismus zu entwerfen.

1982
Am 13. Mai übergibt er seine vom Attentat blutbefleckte Schärpe dem portugiesische Wallfahrtsort Fatima

Die fast tödliche Kugel wird in die Krone der Jungfrauenstatue eingesetzt.

1983
Am 27. Dezember besucht der Papst seinen Attentäter Ali Agca im Römischen Gefängnis und vergibt ihm.

1986
Der Papst organisiert für den 18. Oktober gemeinsames Gebet der Weltreligionen in Assissi.

Am 13. April 1986 besucht er als erster Papst eine jüdische Synagoge in Rom.

Am 29. März 1986 endet der zweite Prozeß gegen den Papstattentäter Agca. Das Ziel, die Hintergründe des Attentats aufzudecken, kann nicht erreicht werden. Ali Agca bekommt wegen illegalen Waffenbesitzes ein Jahr zusätzlich Haft.

Die Enzyklika "Dominum et vivificantem" erscheint. Sie behandelt das Wirken des Heiligen Geistes und rundet die "Dreifaltigkeits-Trilogie" ab.

1987
Der Heilige Vater besucht Deutschland. Er trifft sich in Main auch mit evangelischen Geistlichen und besucht Köln, Bonn, Münster und Kevelaer.

Der Papst entzieht der Theologieprofessorin Uta Ranke-Heinemann die Lehrerlaubnis. Uta Ranke-Heinemann ist die Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Sie hatte übrigens einst mit Herrn Ratzinger zusammen studiert.

1989
Am 1 Dezember empfängt der Papst erstmals einen KPdSU-Generalsekretär, Michail Gorbatschow.

1991
Johannes Paul II. verurteilt den Militärschlag gegen den Irak.

Der Papst entzieht dem Paderborner Theologieprofessor Eugen Drewermann die Lehrerlaubnis.

1992
Der Papst macht Zugeständnisse zu Fehlern der Kirche und rehabilitatiert den Astronomen Galileo Galilei (1691-1736).

Bei einer Darmoperation wird ein Tumor entfernt.

Die Parkinsonsche Krankheit macht sich erstmals bemerkbar.

1993
Die Moralenzyklika "Veritatis splendor" ("Glanz der Wahrheit")

Er rehabilitatiert den Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473-1543)

Der Papst räumt ein, dass ein militärisches Eingreifen in Bosnien dort stattfindende Menschenrechtsverletzungen beenden könnte.

1994
Bei einer Hüftoperation erhält der Papst eine Hüftprothese.

en Krankenhausbesuch nimmt er mit Humor, als er zu den Gläubigen vor dem Krankenhaus spricht: "Ich danke euch und wünsche euch, dass ihr nicht mehr hier herausfahren müsst. Unsere Professoren und die Schwestern haben versprochen, dass sie alle in den Vatikan umziehen"

Das US-Magazin TIME wählt den Papst zum "Mann des Jahres".

1995
In der Enzyklika "Evangelium vitae" behandelt der Papst die Themen Lebensschutz, Abtreibung und Euthanasie und auch die neuen Fortpflanzungs-Technologien.

Die weihnachtliche Segnungszeremonie "Urbi et Orbi" muss er wegen plötzlicher Übelkeit unterbrechen.

1996
Johannes Paul II. läuft mit Bundeskanzler Kohl bei einem Deutschlandbesuch durchs Brandenburger Tor. Neben Berlin besucht er in Paderborn und Berlin. Waren es 1980 noch 1,5 Millionen Menschen, die den Papst sehen wollten, gibt es 1996 nur zwei große Open-Air-Gottesdienste.

Der Papst gibt indirekt zu, dass er an Parkinson leidet. Er spricht von einer "extrapyramidalen" Nervenerkrankung.

Im Oktober wird beim Papst der entzündete Blinddarm und wucherndes Narbengewebe aus dem Bauchraum entfernt.

1997
Johannes Paul II. besucht das vom jugoslawischen Bürgerkrieg zerstörte Sarajewo.

Als erster Papst gibt er eine ökumenische Enzyklika "Ut unum sint" heraus.

1998
Johannes Paul II. besucht Kuba.

Inm Dokument "Nachdenken über die Shoa" erkennt der Vatikan Mitschuld der Christen am Holocaust an. Aber eine Mitschuld der Kirche nicht.

1999
wird ein 450-jähriger Lehrstreit zwischen der evangelischen und der

katholischen Kirche in Augsburg offiziell beendet. Es ging um die Frage, ob ein Mensch durch seine Taten (katholische Lehre) oder durch seinen Glauben (protestantische Lehre) Erlösung erlangen kann. Das Ergebniss ist ein Kompromiss, Beides Glaube und Taten sind wichtig.

2000
Wegen seiner zunehmenden Gahbehinderung benutzt der Papst eine fahrbare Platform.

Der Papst ruft das Jahr 2000 zum "Heiligen Jahr" aus.

Der Papst fährt nach Israel, Palästina und Jordanien.

In Polen feiert er eine Messe mit 2 Millionen Anhängern.

Nach Rücksprache mit dem Vatikan überstellt die italienische Justiz Ali Agca der Türkei. In der Türkeit muss Agca noch eine Haftstrafe wegen Raub und der Ermordung eines türkischen Journalisten verbüßen.

Der Vatikan formuliert ein "Mea Culpa" für die Verfehlungen der Kirche wie Glaubenskriege, Judenverfolgungen und Inquisition.

2001
Nach den Terrorangriffen vom 11. September verurteilt der Papst religiös motivierten Terrorismus und wart davor diesen mit dem Islam gleichzusetzen.

2002
Der Papst besucht Polen.

Papst Johannes Paul II. verurteilt die Gewalt die die israelische Regierung im Nahostkonflikt ausübt.

2003
Die Enzyklika "Ecclesia de eucharistia" verbietet wegen der unterschiedlichen Auffassungen über das Wesen der Eucharistie (Abendmahl) die gemeinsame Eucharistie von Katholiken und Protestanten.

Der Papst hat einen speziell angefertigten Rollsessel und kann bei großen Gottesdienste sitzend dabei sein.

Er spricht auch wieder verständlicher, was vermutlich an besseren Medikamenten und speziellen Training liegt.

Am 11. September führt seine 102. Auslandsreise in die Slowakei.

Am 22. Oktober feiert Johannes Paul II. das 25-jährige Jubiläum seines Pontifikates.

2005
Der Gesundheitszustand des Papstes verschlechtert sich dramatisch. Er muss mehrfach in der Gemelli-Klinik behandelt werden und kann erstmals an den Osterfeierlichkeiten nicht aktiv teilnehmen.

Am 30. März zeigt sich Johannes Paul II letztmals an seinem Fenster der Offentlichkeit.

Am Samstag 2. April stirbt er um 21.37 Uhr in seinen Gemächern im Vatikan.

Die Beerdigung

Am 8.April 2005 fand die Beisetzungsfeier für Johannes Paul II, auf dem Petersplatz statt.

Johannes Paul II. fand seine letzte Ruhestätte in der Gruft die unter der Petersbasilika freigeworden war, nach dem der selig gesprochene Johannes XXIII. in einen gläsernen Sarg in die Oberkirche umgebettet worden war. Dieser Platz soll wegen seiner Nähe zum Grab Petris sehr privilegiert sein. Ein Sprecher des Vatikans dazu: "In der Unterkirche von St. Peter sind alle Grabplätze privilegiert."

Die Gebeine des heiligen Petrus wurden bei Ausgrabungen im Untergrund der vatikanischenBasilika in den Jahren 1939 bis 1949 entdeckt und 1965 von Paul VI. zweifelsfrei idendifiziert. Das Grab wurde schon seit dem 2. Jhd. verehrt, anfangs (2./3. Jhd.) beanspruchten nochzwei Stellen in Rom, die Gebeine des heiligen Petrus zu beherbergen: Die "Gedenkstätte der Apostel" unter der Basilika St. Sebastian und der Vatikan.

Vier Könige, fünf Königinnen und mindestens 70 Präsidenten und Ministerpräsidenten und 160 Kardinäle waren unter den etwa 2500Ehrengästen aus 80 Ländern.

Prinz Charles hatte extra seinen Hochzeitstermin um einen Tag verschoben.

Rund vier Millionen Gläubige, davon zwei Millionen aus Pole, sind nach Rom gekommen, darunter 300 000, die sich auf dem Petersplatz versammelt haben.

27 Großleinwände wurden in Straßen und auf Plätzen um den Vatikan sowie an anderen Versammlungsorten wie dem Kolosseum aufgestellt.

Mehr als 15 000 Sicherheitskräfte waren in Rom eingesetzt, darunter 1000 Scharfschützen. Die Nato stellte ein Awacs-Aufklärungsflugzeug bereit, ein Kriegsschiff der italienischen Marine patrouillierte an der Mittelmeerküste.

Jeden Tag wurden Flaschen mit insgesamt 500 000 Litern Trinkwasser an die Gläubigen verteilt.

Es wurden 3500 mobile Toiletten aufgestellt.

Etwa 3500 akkreditierte Journalisten berichten über die Beisetzung (für jede Toilette einer ;-) ).

In Krakau, der Heimat des verstorbenen Papstes, verfolgten 800 000 Menschen auf riesigen Leinwänden die Trauerfeier in Rom.

Weltweit sahen rund eine Milliarde Menschen die Beisetzung im TV.

600 Ärzte und Sanitäter waren im Dauereinsatz.  

Hohe Würdenträger aller fünfr Weltreligionen nahmen an der Beisetzung des Papstes teil. Muslimische Vertreter waren der indonesische Religionsminister Maftuh Basyuni, zu den Vertretern des Judentums zählte der Oberrabbiner von Haifa, Schear-Jischuw Cohen, und der frühere römische Oberrabbiner Elio Toaff. Die Hinduisten wurden durch den indischen Vizepräsidenten Bhairon Singh Shekhawat vertreten, die Buddhisten durch den srilankischen Regierungschef Mahinda Rajapakseden und den thailändischen Vizeministerpräsidenten Surakiart Sathirathai. Dazu kamen die Vertreter der verschiedenen christlichen Kirchen.

Die Millionen-Kosten für die massiven Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Staatsgäste und Millionen Pilger werden vom italienischen Staat übernommen. Die Beerdigung selbst (die Kosten bleiben geheim) werden vom Vatikan und der katholischen Kirche bezahlt.

Rekorde des "Eiligen Vaters"

Er besuchte auf 104 Auslandsreisen insgesamt 129 Länder

Er hielt über 1100 Generalaudienzen vor insgesamt rund 18 Mio. Gläubigen

Er empfing über 1000 Mal andere Staats- und Reggierungschefs.

Auch beim Heilig und Seligsprechen war er absoluter Rekordhalter:
Zwischen der Einführung des Kanonisierungsverfahrens im Mittelalter und dem Amtsantritt Johannes Paul II. wurden 980 Menschen selig und 302 heilig gesprochen. Johannes Paul II. sprach 1338 Menschen selig und 482 heilig.

Nur ein Papst amtierte länger als er: Pius IX. (1846 bis 1878)

Heiligsprechung.

Kurz nach dem Tod Johannes Paul II kam ja der Gedanke auf, dass er unbedingt heilig gesprochen werden solle. Wie wird man eigentlich heilig gesprochen? Das wäre ja der ultimative Karriereschub, oder?

Zuerst muss man katholisch sein. Es geht zwar das Gerücht, dass Papst Johannes Paul II. gelegentlich schon Protestanten heilig gesprochen habe, weil ihm die Katholiken ausgingen, aber darauf sollte man sich nicht verlassen.

Außerdem sollte man noch mindestens zwei Wunder gewirkt haben. Das ist so ähnlich wie beim Guinessbuch: Zeugen sind ganz wichtig.

Drittens: Man muss tot sein. Das ist zwar eher doof, aber der ultimative Karriereschub.

Wenn mandas gemacht habt, wird die katholische Kirche aktiv.

Ganz früher, bestimmte mal das Volk, wer heilig war. Das waren meisten Menschen aus dem näheren Umfeld, die auch schon zu Lebzeiten als Heilige galten.

Seit dem 6. Jhd. braucht es eine bischöfliche Genehmigung, muss ja alles seine Ordnung haben.

Ein echter Heiliger war ja auch eine fette Geldquelle, da man ihm eine Kirche weihen konnte, die jede Menge Pilger anlockte. Die wollten übernachten, essen und auch die ein oder andere Devotionalie kaufen.

Seit dem 10. Jhd. ist der Papst derjenige, der Heiligsprechungen vollzieht. Bischöfe kanonisierten aber fleißig weiter, daher entstand bald der Unterschied zwischen "heilig" und "selig".

"Heilig" wurde man, wenn man vom Papst, "selig", wenn man vom Bischof kanonisiert wurde.

Die, im Grundsatz noch heute gültigen, Regeln wurden im Jahr 1735 von Papst Clemens XII. aufgestellt.

Einer Heiligsprechung muss eine Seligsprechung vorausgehen.

Ein Antragsteller z. B. ein Orden, eine Diözese oder eine private Gruppe, bittet den Papst um Wiederaufnahme des Verfahrens mit dem Ziel der Kanonisation eines Seligen.

Nach Genehmigung des Antrages, wird der Fall untersucht. Vor allem die vorgeblichen Wunder werden überprüft. Dazu werden auch Wissenschaftler als Gutachter hinzugezogen.

Halten Wundern, Märtyrertum etc. der Überprüfung stand, wird das Dekret in Gegenwart des Heiligen Vaters verlesen. Solche Lesungen von Wunderdekreten finden dreimal jährlich statt.

Allein im Jahr 1997 arbeitete die Kongregation an 1.500 Verfahren - jedes davon kostet rund 0,25 Millionen Euro.

 

Einbalsamierung

Der Leichnam Johannes Paul II. ist bei der Aufbahrung noch nicht einbalsamiert. Normalerweise werden Leichen mit verschiedenen Methoden konserviert, um sie vor dem Verfall zu schützen.

Gängig ist das Öfnnen einer Arterie am Hals und in der Schenkelbeuge. Dann wird das Blutes herausgezogen und gleichzeitig eine präparierende Formalinlösung injiziert.

In Rom ist die Familie Signoracci seit vier Generationen zuständig für die Einbalsamierung der Päpste. Johannes XXIII. war nach 37 Jahren noch perfekt erhalten, bei Paul VI. gab es Probleme, weil sich das Formalin nicht gut genug im Körper verteilen konnte.

Für die Konservierung des leichnams von Johannes Paul II. wurde bislang (6.5.2005) noch kein Auftrag erteilt

 

Päpstliche Zitate:

"Habt keine Angst!" Karol Woityla bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Papst am 16. Oktober 1978.

"Ich habe das nicht verursacht. Der Baum war schon in seinem Innern verfault. Ich habe ihn nur noch ordentlich geschüttelt, und dabei sind die verfaulten Äpfel heruntergefallen."
Der Papst zu seiner Rolle bei der Überwindung des Kommunismus.

"Ich bin durch die Fürsprache Marias verschont worden. Ich habe gespürt, dass eine göttliche Hand die Geschosskugeln abgelenkt hat."

"Der Bruder Jude ist der ältere Bruder der Kirche. Er ist von aller Mitschuld am Tode Christi freizusprechen."

"Wenn man gut nachdenkt, so bedeutet es wesentlich mehr Christ zu sein als Bischof, selbst dann, wenn es sich um den Bischof von Rom handelt."

"Ich überlasse Gott die Entscheidung, wie und wann er mich des Amtes entheben will."
Äußerung an seinem 75. Geburtstag 1995.

"Gott verlangt nie etwas von uns, was über unsere Kräfte geht, er selbst gibt uns die Kraft, das zu vollenden, was er von uns verlangt."
Zitat vom Neujahrsempfang 2000

"Eine Welt ohne Gott ist eine Welt gegen den Menschen",

"Die moralische Nachgiebigkeit macht die Menschen nicht glücklich. Die Konsumgesellschaft macht die Menschen nicht glücklich."

"Ich bete für den Bruder, der mich verwundet hat und dem ich aufrichtig vergeben habe."

vier Tage nach dem Attentat

"Ich wäre bereit... , sogar mit dem Teufel zu reden, wenn es um die Wahrheit, die Religion und die Menschenrechte geht."

"Der Anspruch, eine Welt ohne Gott zu errichten, hat sich als illusorisch erwiesen."

"Nennt mich einfach Karol!"
14. Januar 1995 in Manila, zu jugendlichen Gläubigen

"Auch ich gehöre zu denen, die gerne wieder jung sein möchten."

"Die Spirale des Hasses und der Gewalt darf nicht weitergehen."
Zitat vom 12. September 2001

"Krieg ist niemals ein unabwendbares Schicksal. Krieg bedeutet immer eine Niederlage für die Menschheit."

"Die Wahrheit ist kein Produkt einer "Kirche von unten", sondern es kommt "von oben", von Gott."

"Der Papst steht auf Seiten der Volksmassen, die fast immer auf einem unwürdigen Lebensniveau belassen und oft unbarmherzig ausgebeutet werden."


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