Das Oktoberfest

O'zapft is'

 

1810 ereignete sich in München etwas Ungewöhnliches, das aber der Stadt über alle Zeiten hinweg internationalen Ruhm einbringen sollte: Ein bürgerlicher Lohnkutscher seines Zeichens Mitglied der bayerischen Nationalgarde, schlug vor, die Hochzeit von Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese von Hildburghausen mit einem großen Pferderennen zu feiern.

König Max I. Joseph von Bayern war sofort Feuer und Flamme. Die Heirat fand am 12. Oktober 1810. statt, am 17. Oktober 1810 fand dann das erste Pferderennen, der Vorläufer zum Oktoberfest, auf der Theresienwiese statt. Die lag damals noch am Stadtrand.

Der Name für diese "Wiese" wurde übrigens damals von der Braut Prinzessin Therese übernommen.

Und wie alle gemerkt haben fand das "Oktoberfest" damals auch wirklich noch im Oktober statt

Ein Jahr später waren sich alle einig: Das Fest muss weiterhin stattfinden. (Wer hätte auch etwas anderes gedacht?) 1811 feierten die Bayern außerdem zusätzlich das Landwirtschaftsfest. Im Gegensatz zum Pferderennen hat sich dieses Fest bis heute gehalten.

Jahr für Jahr fand daraufhin die "Wiesn" statt. 1819 nahmen dann die Münchner Stadtväter die Sache in die Hand. Künftig sollte das Oktoberfest jedes Jahr und ohne Ausnahme veranstaltet werden. Also kein peinliches Suchen mehr nach irgendwelchen Gründen, sondern einfach und ehrliches sinnfreies Saufen.

Schausteller wie heute gab es übrigens bei den ersten Festen noch nicht, dieses Gewerbe entwickelte sich erst um 1870 in Deutschland. Ein paar Karussells und einige Bierbuden waren zunächst alles.

Die Bierzelte kamen sogar noch später, erst 1896 konnte man sich im Zelt vollaufen lassen.

Da München früher wesentlich kleiner war, zogen die Wirte und Veranstalter zu Beginn "hinaus" auf die Wiesn. Diese Tradition findet sich heute im Einzug der Wiesnwirte am Samstagvormittag wieder.

1850 gab es dann richtig was zu begießen: Die Wächterin über das Oktoberfest, die "Bavaria" wurde enthüllt und ein Teil der Ruhmeshalle eingeweiht.

1869 machte August Schichtl den Anfang der Unterhaltungsära auf der Wiesn mit seinem "llusionstheater Schichtl". Seine Zaubertricks und die legendäre "Hinrichtung" ziehen fortan die Besucher in ihren Bann.

1870 fiel das Oktoberfest zum ersten Mal aus. Der Grund: Der deutsch-französische Krieg.

1872 begann das Oktoberfest erstmals im September (wegen des besseren Wetters).

Auch 1873 hatten die Münchner kein Glück: Sie wurden von einer Cholera-Epidemie geplagt und die Wiesn musste wieder ausfallen.

Ab 1880 konnte man auch Abends checken, ob der Wirt richtig vollgeschenkt hat: Das elektrische Licht hielt Einzug auf der Wiesn. 400 Buden und Zelte wurden beleuchtet und sorgten für das typische malerische Wiesnbild bei Nacht. Die Sache hatte einen großen Vorteil, man stolperte nicht mehr so häufig übber die Schnapsleichen.

1881 dann ein weiterer Meilenstein: Die erste Hendlbraterei wurde eröffnet. Die Geburtsstunde des mittlerweile traditionelle Wiesnhendls.

1892 gabs die erste Maß aus Glas auf der Wiesn. Viele Traditionalisten hielten aber fest am steinernen Maßkrug. "From my cold, dead hands" um Charlton Heston zu zitieren...

1910 feierte die Wiesn ihren 100. Geburtstag. Grund genug den ersten Bierrekord aufzustellen. 12.000 Hektoliter Bier rannen durch die durstigen Kehlen der Besucher.

1914 bis 1920 fiel die Wiesn wegen des ersten Weltkriegs und seinen Nachwehen aus.

1922 dann der Preisrekord: Wegen der Inflation kostete die Maß am ersten Wiesntag 50 Mark und ein Hendl 500 Mark!

Der zweite Weltkrieg erzwang die zweite große Pause von 1939 bis 1948. 1950 führte Oberbürgermeister Thomas Wimmer eine allseits bekannte Tradition ein: Er stach am ersten Wiesn-Samstag um 12.00 Uhr das erste Fass Bier an und rief "O'zapft is'!" (Auf deutsch:" Meine sehr verehrten Damen und Herren, sie dürfen sich von jetzt an an dem Gerstensaft laben!"). Seitdem lässt sich kein Stadtvater mehr diesen Job entgehen.

Doch die Wiesn hat auch ihre dunklen Seite: 1980 starben bei einem Bombenanschlag am Haupteingang 13 Festbesucher, über 200 wurden zum Teil schwer verletzt.

24mal ist die Wiesn übrigens bis heute ausgefallen. Die Gründe: Krieg, Cholera und Inflation.

Das "Münchener Kindl"
Seit dem 13. Jahrhundert führt die Stadt München den Mönch im Wappen, der im 16. Jahrhundert eine Verkindlichung erfuhr und zum Münchner Kindl mutierte. Wie keine andere deutsche Wappenfigur verselbständigte es sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts und ging außerhalb des Stadtwappens seiner eigenen Wege. Es legte das Evangelienbuch zur Seite und griff zu Bierkrug und Rettich.

Jedes Jahr kommen ca. 7 Millionen Besucher auf die Wiesn.

Sie trinken rund 5 Millionen Liter Bier, 700.000 Hendl, 400.000 Würstl und 80 Ochsen.

Auf dem Oktoberfest arbeiten ca. 12.000 Menschen, davon 1.600 Kellnerinnen.

Es gibt 1440 Toiletten und für 100.000 Menschen gibt es "normale" Sitzplätze.

Die sechs zugelassenen Brauereien sind: Spaten, Augustiner, Paulaner, Hacker-Pschorr, Hofbräuhaus und Löwenbräu

 


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