Milzbrand (Anthrax)

 

Milzbrand ist eine bakterielle Infektionserkrankung, von der in erster Linie Huftiere betroffen sind.

Die englischen Bezeichnung "Anthrax" leitet sich vom wissenschaftlichen des Milzbrandbakteriums, Bacillus anthracis, ab.

"Anthracis" ist griechisch für "Kohle" bzw. "schwarz" (man erinnere sich an die Farbe "Anthrazit").

Bei einer tödlich verlaufenden Infektion mit Bacillus anthracis ist die Milz, ein Organ des Immunsystems, schwärzlich verfärbt ist und "brandig", das bedeutet, sie sieht wie "verbrannt" aus.

Bacillus anthracis kann unter ungünstigen Lebensbedingungen sich in eine besonders resistente Dauerform umwandeln, in die sogenannten Bakteriensporen.

Bakteriensporen darf man nicht mit mit Pilz- oder Pflanzensporen verwechseln, die der Fortpflanzung dienen.

Bakteriensporen sind Dauerformen, die gegen Chemikalien, Strahlen und erhöhte Temperaturen äußerst stabil sind, sich aber auch nicht teilen und vermehren können.

Sporen des Milzbrandbakteriums sind resistent gegen Trockenheit, Hitze und Sonnenlicht.

Die Sporen überleben auf trockenem Papier 41 Jahre. Auf Seidenfäden (keine Ahnung, warum sowas getestet wurde) konnte man nach 71 Jahren noch virulente (krankheitsauslösende) Sporen nachweisen.

Aber gegen die übliche Methode zum Sterilisieren in Hitzesterilisatoren (mindestens 30 Minuten bei feuchter Hitze (120 °C) und erhöhtem Druck) haben auch Milzbrandbakterien und Sporen keine Chance.

In stehenden Gewässern überleben die Bacillus anthracis-Sporen ungefähr 2 Jahre.

Werden die Umgebungsbedingungen wieder besser, verwandeln sich die Sporen zurück in lebende Bakterien.

Milzbrand ist eine weltweit verbeitetet Erkrankung, wobei sei häufig in Gegenden mit Viehzucht und in wärmeren Klimazonen auftritt.

Normalerweise infizieren sich Tiere wie Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde und Schweine mit Bacillus anthracis. So stecken sich Tiere beim Grasen in kanadischen Nationalparks regelmäßig beim Grasen an.

Bauern, Tierärzten und Schlachthofarbeiter können sich, aufgrund ihres beruflich bedingten Kontaktes mit (toten) Tieren, leicht infizieren.

Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch findet nicht statt.

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch) ist bei Milzbrand 2-7 Tage.

Jede Milzbrandinfektion ist eine bakterielle Infektion und kann mit Antibiotika behandelt werden. Allerdings sollte die Behandlung so früh wie möglich beginnen.

Ein Eindringen von Milzbrand über kleine Verletzungen in Haut ist die häufigste Form (95% der Fälle) der Infektion.

Eine Infektion mit Milzbrand über die Haut (Hautmilzbrand) kann über mit Bacillus anthracis kontaminierte Tierorgane und Gewebe, Haare, Häute, Wolle und andere Tierprodukte erfolgen.

Dabei entsteht auf der Haut ein kleiner roter Knötchen mit einem schwarzen Zentrum, der sich zu einem eitergefüllten Bläschen entwickelt.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung treten neue Bläschen auf und verschmelzen schließlich miteinander zum "Milzbrandkarbunkel".

Allerdings kann Hautmilzbrand gut mit Antibiotika behandelt werden.

Ohne Antibiotika-Behandlung verlaufen auch nur 5-20% der Hautmilzbrandfälle tödlich.

Gefährlich wird der Hautmilzbrand dann, wenn sich daraus eine "Blutvergiftung" (Sepsis) entwickelt oder sich der Erreger auf andere Organe ausbreiten kann.

Deshalb sind bei Hautmilzbrand chirurgische Eingriffe verboten. Denn dabei können Bakterien aus dem hautständigen "Milzbrandkarbunkel" zu leicht in den Blutkreislauf gelangen.

Eine Einatmen von Milzbrandsporen kann zum seltenen Lungenmilzbrand führen.

Lungenmilzbrand verläuft wie eine schwere Lungenentzündung.

Es kommt zu starkem blutigem Auswurf, der hochgradig ansteckend ist, denn Auswurf ist ja infiziertes Blut und Gewebe.

Lungenmilzbrand kann ebenfalls mit Antibiotika erfolgreich behandelt werden. Ohne Therapie endet Lungenmilzbrand innerhalb von 2-3 Tagen tödlich.

Gegen das Einatmen von Milzbrandsporen kann man sich mit einem speziellen Mundschutz schützen.

Eine Infektion mit Darmmilzbrand entsteht durch den Verzehr von rohem Fleisch oder Innereien oder dem Trinken unbehandelter, ungekochter Milch von erkrankten Tieren.

Der seltene Darmmilzbrand kann mit Antibiotika erfolgreich behandelt werden. Ohne Therapie endet Darmmilzbrand, wie Lungenmilzbrand innerhalb von 2-3 Tagen tödlich.

Ein Impfstoff gegen Milzbrand existiert, ist aber in Deutschland nicht zugelassen, da er nicht klinisch geprüft ist.

Die Impfung gegen Milzbrand wird mit abgetöteten Erregern durchgeführt. Allerdings kann sie starke Nebenwirkungen mit sich bringen, wenn der Körper auch auf die toten Bakterienreste reagiert.

Zudem ist die Impfung ein langwieriger Prozeß: Es sind 6 Injektionen notwendig und dies über einen Zeitraum von 18 Monaten.

Eine vorbeugende Einnahme von Antibiotika ist nicht sinnvoll, denn Antibiotika wirken nur auf lebende Bakterien und wenn diese nicht vorhanden sind, gehen die antibiotischen Wirkungen ins Leere und führen im ungüstigsten Fall bei anderen Bakterien zur Ausbildung von neuen Antibiotika-Resistenzen.

Milzbrand als miitärische Waffe wurde schon früh erprobt. Die schottische Insel Gruinard Island wurde im 2. Weltkrieg von den Briten als Testgelände für entsprechende Versuche genutzt und gnadenlos verseucht. Dummerweise hatte man sich mal wieder in der Einschätzung des Risikos vertan und selbst die entfernt liegende britische Küste wurde von einer verheerenden Schafserkrankungswelle heimgesucht.

Da Milzbrand Sporen bildet, die auch den widrigsten Umständen jahrelang trotzen können, kann man kann sie auch wunderbar einlagern, gefriergetrocknet in Bomben füllen etc.

Ein Anthrax-Aerosol ist unsichtbar, geruchsneutral und kann vom Wind über viele Kilometer getragen werden.

Die Sporen keimen auf, wenn sie auf eine Umgebung reich an Aminos¹uren, Nukleosiden und Glukose gelangen. Das Blut eines Wirtstieres ist so ein "Nährboden".

Besonders gefährdete Soldaten der US-Streitkräfte werden seit einigen Jahren geimpft.

Kleine Rechnereien:

Eine Atombombe mit 12,5 Kilotonnen Sprengkraft tötet etwa 80.000 Menschen, 100 Kilo Milzbrandsporen töten eine bis drei Millionen Menschen!

Produktionskosten:
12,5 Kilotonnen Atombombe: einige Millionen Dollar
100 Kilo Anthraxsporen: 10.000-50.000 Dollar

Man schätzt, dass die Behandlung von 100.000, mit dem Zeug in Berührung gekommenen, Personen ca. 26 Milliarden Dollar kosten würde.


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