Das Ende des Deutschen Reiches vor 199 Jahren

Mal wieder ein Griff in die Geschichteskiste.

 

Am 6. August 1806 verzichtete Kaiser Franz II. aus dem Hause Habsburg auf die Kaiserkrone des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“. Da das ein so langes Wort ist wurde es damals schon mit HRR abgekürzt oder auf lateinisch mit SRI für „Sacrum Romanum Imperium Nationis Germanicae“.

Zwei Jahre vorher

Am 11. August 1804 war er als Franz I. Kaiser von Österreich geworden. Damit war er für einige Zeit Doppelkaiser. Für die Habsburger war das das Kaiserreich Österreich zudem eine sicherere Bank als der Kaiserposten im „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“. Denn der „Deutsche Kaiser“ wurde von den Kurfürsten gewählt, der „Österreichische Kaiser“ wurde vererbt. Naja, unsicher war der deutsche Kaiserposten für die Habsburger nicht wirklich. Sie stellten von 1438 bis 1806 mit nur einer Unterbrechung von 1742-1745 den Kaiser des HRR.

Warum stellten die Habsburger eigentlich nicht den Kaiser von 1742-1745?

Zwischen 1742-1745 gelang es dem Kurfürsten Karl Albrecht von Bayern zum Kaiser Karl VII. gewählt zu werden. Er konnte während des Österreichischen Erbfolgekrieges eine kurze Schwäche der Habsburger ausnutzen.

Der Österreichische Erbfolgekrieg von 1740 bis 1748 hatte seine Ursache in einer Gesetzesänderung von 1713. Der sohnlose Kaiser Karl VI. legte fest, dass auch Töchter die Habsburgischen Erblande regieren dürfen. Damit wich er vom salischen Recht ab, das nur Söhne als Thronfolger vorgesehen hatte. Aber Karl VI. hatte nunmal keinen Sohn, dafür aber eine Tochter, Maria Theresia. Das war allerdings ein paar anderen Königen (Philipp V. von Spanien, Friedrich August von Sachsen und eben Karl Albrecht von Bayern) nicht recht, die auf ihre habsburgische Abstammung und Verwandschaft verweisen konnten.

Mit zum Österreichischen Erbfolgekrieg gehören der Erste und der Zweite Schlesische Krieg. Friedrich der Große von Preußen nutzte nämlich 1740 die Wirren der Thronfolge aus die wirtschaftlich reiche österreichische Provinz Schlesien mal eben zu erobern. Da die Österreicher das nicht durchgehen lassen wollten kam es in der Folge zu drei Kriegen um Schlesien, die am Ende aber Preußen für sich entscheiden konnte. Der Dritte Schlesische Krieg war dann nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg der sogenannte Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763, der mit dem Frieden von Hubertusburg endete.

Die Kaiserkrone fiel wieder an die Habsburger zurück nachdem Karl Albrecht von Bayern 1745 gestorben war. Formell wurde Maria Theresias Ehemann Franz I. Stephan aber regieren tat seine Frau.

Die Auflösung des HRR

Am 2. Dezember 1804, wurde der französische Konsul Napoleon Bonaparte zum französischen Kaiser gekrönt. Er krönte sich selber, indem er Papst Pius VII. die Krone aus der Hand nahm und sich selber aufsetzte.

Europa hatte damit drei Kaiserreiche: Frankreich, Österreich und Russland.

Der 6. August 1806 hatte natürlich ein Vorspiel. Spätestens seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 war das HRR ein dahinsiechender Staat. Die Schweiz und die Niederlande waren formell aus dem Reich ausgeschieden, Frankreich erhielt Festungen am Rhein und die lokalen Fürsten hatten mehr Einfluß als der Kaiser. Da es aber davon reichlich gab, waren sie ein zerstrittener Haufen. Der Dichter Voltaire (1694 -1778) nannte das HRR spöttisch „weder heilig, noch römisch, noch ein Reich“.

Eine Zusammenarbeit scheiterte an den Interessen der größeren Fürsten und daran, dass die deutschen Großmächte Preußen und Österreich sich selten einig waren.
Mit den Eroberungen Napoleons kam wieder frischer Wind in die europäische Staatenwelt. Frankreich war die führende Macht in West- und Mitteleuropa und Napoleon hatte Frankreichs Ostgrenze bis ans linke Rheinufer ausgedehnt. Viele deutsche Fürsten hatten so Land verloren und sollten und wollten nun entschädigt werden. Aber woher Land nehmen? Als Landquelle wurden die kirchlichen Fürstentümer und freien Reichsstädte im HRR ausgeguckt, aufgelöst und verteilt. Die Verteilung des Kirchenbesitzes ist die Säkularisation, die der freien Reichsstände die Mediatisierung. Am Ende überlebten nur das Erzbistum Mainz und die freien Reichstädte Augsburg, Bremen, Frankfurt am Main, Hamburg, Lübeck und Nürnberg. Und heute sind die letzten Reste davon noch die beiden Bundesländer Bremen und Hamburg.

Diese Gebietsänderungen wurden im1803 vom Reichstag beschlossen „Reichsdeputationshauptschluss“ festgelegt. Der Reichsdeputationshauptschluss war ein Beschluss der letzten Sitzung des Immerwährenden Reichstags am 25. Februar 1803 in Regensburg. Der Hauptschluss ist das letzte große Gesetz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Eine "Reichsdeputation" war ein vereinfacht gesagt ein Ausschuss für wichtige Aufgaben im Reich, der aus Vertretern der Reichsstände zusammengesetzt war.

Bis 1806 verloren auch noch viele kleine formell als selbständige Staaten geltende Reichsritterschaften und Fürstentümer ihre Souveränität. So wurden über 1000 Gebiete zu 34 Staaten.

Die Gebietsgewinne von Königreichen wie Bayern oder Württemberg verdankten diese Länder aber ihrer Bereitschaft sich mit Napoleon zu verbünden.

Napoleon verteilt auch einige neue Titel und erhöht die Ränge einiger deutscher Fürsten. So werden beispielsweise Bayern und Württemberg Königreiche, Hessen-Darmstadt und Baden Großherzogtümer. Unter Napoleon wird die deutsche Landkarte weiter umgestaltet und beeinflusst. Am 12. Juli 1806 gründen südwestdeutsche Staaten unter der Protektion Napoleons den „Rheinbund“ und erklären am 1. August den Austritt aus dem Reich. Napoleons Plan das Reich aufzulösen ging immer mehr auf, nur musste der Kaiser des HRR (also der österreichische Kaiser ) noch auf sein deutschen Amt verzichten. 1806 drängt Napoleon den deutschen Kaiser zum Verzicht auf die Krone. Franz II. stimmte letztendlich zu, um Schaden für Österreich zu vermeiden und um Napoleon nicht auf Ideen zu bringen.

1806 endete somit eine Kaiserfolge, die im Jahre 800 mit Karl dem Großen begonnen wurde. Wie lange nun ein „Deutsches Reich“ bestand ist schwer zu sagen, denn nach dem Tode Karls des Großen 817 erbt sein Sohn Ludwig alles. Aber dannach wird das Reich unter den Erben mehrmals umverteilt. So gibt es um 830 einen „Ludwig den Deutschen“. Der hat anfangs aber nur ein Gebiet im heutigen Bayern wächst dann aber durch weitere Umverteilungen (843 Vertrag von Verdun) zum „Ostfränkischen Königreich“ heran, welches in etwa von der Mosel bis zur Elbe und von Dänemark bis Bayern reicht. Allerdings war man sich damals ja noch nicht klar, dass das nun „Deutschland“ ist oder sein sollte, denn der Nationalstaat ist ja eine Idee in der Nachfolge der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege.

Als traditioneller Beginn der deutschen staatlichen Tradition wird oft der 2. Februar 962 angesehen, an dem Otto I. als erster ostfränkischer König in Rom zum Kaiser gekrönt wurde und damit das Heilige Römische Reich begründete. Die Kaiserkrönung für ostfränkische Herrscherblieb dann üblich. Im 10. Jahrhundert wurde erstmals für das bisherige ostfränkische Reich auch der Terminus regnum teutonicum ("Deutsches Reich") verwandt und das ostfränkische Reich wurde als westlicher Nachfolger des Römischen Reichs akzeptiert.

Jedenfalls war das 1806 zugrunde gegangene „Heilige römische Reich deutscher Nation“ in der späteren Nazi-Nummerierung das „Erste Reich“. Das „Zweite Reich“ war das 1871 gegründete „Deutsche Reich“ unter preußischer Führung. Und um das Bestehen von 962 -1806 noch zu toppen, rief der Adi auch gleich das 1000-jährige Reich aus, gell. Hat ja nicht so ganz geklappt.

 

 


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