Die Fussball WM Endrunde

Dieser ARtikel entstand zur Auslosung der Spielpaarungen für die Qualifikation zur Fußball-WM 2006 in Deutschland ausgelost.

Die Infos wurden netterweise von dem W-Akten Leser Jürgen Graf gesammelt, der auf seiner Website www.worldcupportal.de Wissenswertes zu diesem Thema sammelt. Dort kann man sich im Detail über die Ergebnisse und Highlights sämtlicher WM-Turniere sowie der Qualifikationsspiele informieren.

Eine kleine Geschichte der WM-Qualifikation

Für die Qualifikation zur WM-Endrunde, die 2006 in Deutschland stattfinden soll, haben mehr als 200 nationale Fußballverbände Anmeldungen abgegeben. Eine eindrucksvolle Zahl, die einerseits die weltweite Verbreitung illustriert, die der Fußballsport heute besitzt. Angesichts dieser Nachfrage kann aber auch leicht in Vergessenheit geraten, dass das Interesse, am WM-Turnier teilzunehmen, in früheren Jahren keineswegs derart ausgeprägt war, und die Politik nicht immer aus dem Weltfußball herausgehalten werden konnte.

Dass am ersten WM-Turnier im Jahre 1930 weltweit überhaupt nur 13 Länder teilnehmen wollten (und Qualifikationsspiele deshalb nicht notwendig waren), lag zum einen daran, dass es seinerzeit nur eine Handvoll FIFA-Mitglieder gab. Gerade für die europäischen Verbände erwies sich aber auch die damalige Verkehrsinfrastruktur als Hindernis. Mit dem Ergebnis, dass nur Mannschaften aus Belgien, Frankreich, Jugoslawien und Rumänien die langwierige An- und Abreise mit dem Dampfer nach bzw. von Uruguay auf sich nahmen.

Vier Jahre später war dann bereits der Einfluss der Sportpolitik nicht zu übersehen. Uruguay (Weltmeister 1930) und andere südamerikanische Länder zeigten der FIFA die kalte Schulter, weil die WM-Endrunde 1934 nicht erneut nach Südamerika vergeben worden war. Dessen ungeachtet hatten sich von anderen Kontinenten aber insgesamt so viele Nationalverbände angemeldet, dass auf mehreren Kontinenten Qualifikationsspiele auszutragen waren, um 16 Endrundenteilnehmer zu ermitteln. Daran musste sich übrigens (und zwar glücklicherweise mit Erfolg) auch das Team des Gastgebers Italien beteiligen. Am meisten dürften sich übrigens die Mexikaner geärgert haben, die nach Italien anreisen durften, dort ihr letztes Qualifikationsspiel gegen die USA verloren, und anschließend die Rückreise antreten konnten.

Im Vorfeld des 1938 in Frankreich ausgetragenen Turniers hatte sich die Verstimmung in Südamerika immer noch nicht gelegt gehabt. Weil man dort diesmal gern Argentinien als Gastgeber gesehen hätte, machte sich nur aus Brasilien eine Mannschaft auf den Weg nach Europa. Dort waren übrigens bereits die Vorboten des Zweiten Weltkriegs erkennbar. Und zwar mit der Konsequenz, dass die FIFA Spaniens Anmeldung zur Qualifikation wegen des dort herrschenden Bürgerkriegs nicht akzeptierte und Österreich seine Endrundenteilnahme nach dem so genannten "Anschluss an das Großdeutsche Reich" zurückzog.

Die stetige Zunahme teilnahmebereiter Verbände musste vor dem ersten Nachkriegsturnier einen Rückschlag hinnehmen. Ausrichter der WM-Endrunde 1950 war mit Brasilien zwar wieder ein südamerikanisches Land. Was Argentinien (politische Differenzen mit Brasilien), Ecuador und Peru aber nicht daran hinderte, sich abzuwenden. Ablehnend wurde aber auch in Europa und Asien reagiert. Aus politischen Gründen fehlte der gesamte Ostblock. Österreich wollte auf keinen Fall gegen die Türkei antreten und zog deshalb seine Anmeldung zur Qualifikation zurück. Außerdem überlegte man es sich in einigen Ländern nach der Qualifikation doch noch anders. Die Türkei, Schottland und Portugal verzichteten. Frankreich passte es nicht, dass die Equipe Tricolore in weit voneinander entfernten Spielorten hätte antreten sollen. Und auch Indien wollte auf einmal nicht mehr mitspielen. Und zwar deshalb, weil seinen Spielern nicht erlaubt worden war, barfuß gegen den Ball zu treten.

Sportpolitische Aspekte spielten aber auch auf FIFA-Seite eine Rolle: Da Deutschland und Japan nach dem von beiden Ländern angezettelten Zweiten Weltkrieg noch nicht wieder salonfähig waren, waren ihre Teams nicht zur Qualifikation zugelassen. Obwohl zu Turnierbeginn nur 13 Endrundenteilnehmer übrig geblieben waren, ist aber auch ein positiver Gesichtspunkt festzuhalten: Nach 20 Jahren der "splendid isolation" nahmen erstmals britische Nationalteams an der Qualifikation teil.

Aus deutscher Sicht ist der Titelgewinn des DFB-Teams im Jahr 1954 auch deshalb ein besonderes Ereignis, weil Deutschland (zusammen mit Japan) zuvor wieder in die internationale Fußballfamilie aufgenommen worden war. Die Endrunde in der Schweiz stellt allerdings auch einen großen Schritt in Richtung eines tatsächlichen Weltturniers dar. Sieht man einmal von der eher zufällig zustandegekommenen WM-Teilnahme Niederländisch Indiens (dem späteren Indonesien) im Jahr 1938 ab, qualifizierte sich mit Südkorea erstmals ein asiatisches Land für eine Endrunde. Und außerdem gab es in Südamerika mittlerweile ein derart großes Interesse, dass dort zum ersten Mal Qualifikationsspiele auszutragen waren.

Ab dem WM-Turnier, das 1958 in Schweden ausgetragen worden ist, kann von der Fußball-Weltmeisterschaft als einer weltweit anerkannten "Institution" gesprochen werden. Seitdem hat die Anzahl der teilnahmebereiten Nationalverbände weiter stetig zugenommen. Sowohl von Seiten einzelner Verbände als auch durch die FIFA hat es in der Folge aber auch immer wieder ablehnende Reaktionen gegeben. Folgende Ereignisse und Besonderheiten sind seitdem festzuhalten:

WM 1958:

Erstmals mehr als 50 Teilnehmer der Qualifikation.

Erste Teilnahme der UdSSR an der Qualifikation.

Die Türkei, Indonesien und der Sudan lehnen es ab, gegen Israel anzutreten. Um eine spielfreie WM-Qualifikation zu verhindern, muss Israel gemäß einem FIFA-Beschluß dann gegen einen Zweitplatzierten der Europa-Qualifikation (Nordirland) um einen Endrundenplatz spielen.

WM 1966:

16 afrikanische Länder ziehen ihre Anmeldungen zur Qualifikation zurück. Anlass ist der Qualifikationsmodus, nach dem der Sieger der Afrika-Qualifikation noch gegen den Sieger der Asien-/Ozeanien-Qualifikation um einen Endrundenplatz zu spielen hat.

WM 1970:

Erstmals nach 1934 garantierter Endrundenplatz für den Sieger der Afrika-Qualifikation (Marokko).

Asien-/Ozeanien-Qualifikation: Nordkorea lehnt es ab, gegen Israel anzutreten, und wird deshalb von der Qualifikation ausgeschlossen. Israel qualifiziert sich nach Sieg gegen Australien schließlich für die Endrunde.

CONCACAF-Qualifikation: Sieg El Salvadors über Honduras führt zur kriegerischen Auseindersetzung beider Staaten.

WM 1974:

Asien-/Ozeanien-Qualifikation: Erste Endrunden-Teilnahme eines Ozeanien-Vertreters (Australien).

UdSSR tritt nach dem Sturz der Allende-Regierung nicht zum Rückspiel der Interkontinental-Playoffs in Chile an. Chile daraufhin für Endrunde qualifiziert.

WM 1982:

Aufstockung des Endrundenfelds auf 24 Teilnehmer.

Erstmals mehr als 100 Teilnehmer der Qualifikation.

WM 1990:

Mexiko wird wegen gefälschter Altersangabe bei U-19-Turnier im Jahr 1988 für zwei Jahre von internationalen Turnieren (inkl. WM-Qualifikation) ausgeschlossen.

WM 1994:

Nach langjähriger Verweigerung der FIFA-Mitgliedschaft (wegen Verstoßes gegen Antidiskriminierungs-Grundsätze) erste Teilnahme Südafrikas an Qualifikation.

Jugoslawien wegen Krieg gegen Bosnien-Herzegowina von Qualifikation ausgeschlossen.

Libyen wegen Verwicklung in terroristische Anschläge nicht zur Qualifikation zugelassen.

Tschechien und Slowakei beteiligen sich nach Auflösung der Tschechoslowakei weiter mit gemeinsamem Team an der Qualifikation.

WM 1998:

Aufstockung des Endrundenfelds auf 32 Teilnehmer.

Erstmals mehr als 150 Teilnehmer der Qualifikation.

Südamerika-Qualifikation: Erstmals in Liga-Format (zuvor mehrere Gruppen).

WM 2002:

Asien-/Ozeanien-Qualifikation: Australien gelingt mit 31:0 gegen Amerikanisch Samoa der höchste Sieg in der Geschichte aller bisherigen Qualifikationspiele.

WM 2006:

Erstmals seit 1938 ist amtierender Weltmeister nicht automatisch für nächstes WM-Turnier qualifiziert.

Neukaledonien ist kein FIFA-Mitglied, darf aber trotzdem in der Qualifikation mitspielen.

 

Ein paar Zahlen zu einzelnen Ländern

Die meisten Qualifikationsspiele haben bislang Mexiko (105), Costa Rica (101) und Irland (97) bestritten. Deutschland rangiert mit 64 Spielen in dieser Tabelle auf Platz 56.

Die versammelten DFB-Teams aller Zeiten sind hingegen Tabellenführer, wenn es um das Abschneiden in der Qualifikation geht. Mit einer relativen Ausbeute von 81 Prozent aller erreichbaren Punkte belegt Deutschland Position 1. Auf den Plätzen folgen Südafrika (80 %), Italien (77%) und Brasilien (75%).

Brasilien hat bislang an jeder WM-Endrunde teilgenommen. Ohne Qualifikation war dies bislang siebenmal möglich: viermal als amtierender Weltmeister, einmal als Gastgeber sowie zweimal mangels Qualifikationsgegnern. Sein erstes Qualifikationsspiel musste Brasilien vor dem WM-Turnier 1954 austragen.

Deutschland hat sich für das Schaulaufen der besten Fußballer immer dann qualifizieren können, wenn ein DFB-Team an der Qualifikation teilnehmen wollte bzw. durfte. Oder anders formuliert: Deutschland wollte beim ersten WM-Turnier nicht teilnehmen und durfte es 1950 nicht. Ansonsten waren deutsche Nationalmannschaften immer dabei. Und zwar bis dato (inkl. WM 2006) dreimal als amtierender Weltmeister und zweimal als Team des Gastgebers.

Weniger erfolgreich sind die Langzeitbilanzen anderer Ex-Weltmeister:

Italien zog in der Qualifikation für die Endrunde 1958 gegenüber Nordirland den Kürzeren.

Uruguay (Weltmeister 1930 und 1950) konnte sich in den folgenden Jahrzehnten fünfmal nicht für WM-Turniere qualifizieren.

Über die Jahrzehnte hinweg betrachtet, ist auch die Bilanz Englands eher eine durchschnittliche. Nach jahrelangen Querelen mit der FIFA konnte sich das Mutterland des Fußballs erst im Hinblick auf die Endrunde 1950 zur Teilnahme an der Qualifikation durchringen. 1966 gelang im eigenen Land der Titelgewinn, und im Anschluss folgten durchwachsene Zeiten: England scheiterte vor den WM-Turnieren 1974, 1978 und 1994 in der Qualifikation.

 

Formate der Qualifikation für die WM-Endrunde 2006

Für die WM-Endrunde 2006 ist Deutschland als Gastgeber automatisch qualifiziert.

Der amtierende Weltmeister (Brasilien) ist nicht automatisch qualifiziert.

Die 6 Kontinentalverbände (garantierte Endrundenplätze in Klammern) tragen ihre Qualifikation wie folgt aus:

Europa (13 Plätze)

3 Gruppen mit 7 Teams sowie 5 Gruppen mit 6 Teams.

Die 8 Gruppensieger sowie die 2 besten Gruppenzweiten sind direkt für die WM-Endrunde qualifiziert. Die restlichen 6 Gruppenzweiten spielen in Playoffs drei weitere Endrundenplätze aus.

Südamerika (4 Plätze)

Ligarunde (Hin- und Rückspiele) mit 10 Teams.

Fünftplatziertes Team tritt zu Interkontinental-Playoffs an.

Asien (4 Plätze)

Zunächst Playoffs von 14 Teams. Die 7 Sieger dieser Playoffs spielen dann zusammen mit 25 weiteren Teams in zwei Stufen (jeweils Gruppenrunden) um die Direktqualifikation.

Fünftplatziertes Team tritt zu Interkontinental-Playoffs an.

Nord-/Mittelamerika/Karibik (3 Plätze)

Zunächst zwei Playoff-Stufen. Dann zwei Stufen mit drei Gruppen und einer Finalgruppe.

Viertplatziertes Team tritt zu Interkontinental-Playoffs an.

Afrika (5 Plätze)

Zunächst Playoffs von 42 Teams. Die 21 Sieger dieser Playoffs sowie 9 weitere Teams spielen dann in 5 Gruppen die Endrundenteilnehmer aus.

Ozeanien (kein garantierter Endrundenplatz)

Zunächst zwei Turniere mit jeweils 5 Teams. Erste und Zweite dieser Turniere spielen dann zusammen mit Australien und Neuseeland in einer Gruppenrunde den Ozeanien-Sieger aus, der anschließend in Interkontinental-Playoffs um die Endrunden-Teilnahme spielt.

Interkontinental-Playoffs um jeweils einen Endrundenplatz:

- Ozeanien-Sieger - Fünfter Südamerika

- Fünfter Asien - Vierter Nord-/Mittelamerika/Karibik:

 

Entscheidung über Sieg/Platzierung

Für alle Playoff-Paarungen (mit Hin- und Rückspielen) gilt nach wie vor:

- Bei Torgleichheit zählen auswärts erzielte Tore doppelt.

- Ggf. wird um maximal 2 x 15 Minuten verlängert. Das erste in der Verlängerung erzielte Tor entscheidet über den Sieg (Golden Goal).

- Ggf. gibt es Elfmeterschießen.

Im Gegensatz zur bisherigen Praxis entscheidet in Gruppenrunden bei Punktgleichheit der direkte Vergleich punktgleicher Teams (Punkte/Tordifferenzen/erzielte Tore aus einzelnen Spielen) über die Platzierung. Erst, wenn sich damit keine Reihenfolge ermitteln lässt, werden die Tordifferenzen/erzielten Tore aus allen Spielen einer Gruppe herangezogen.


nach oben  Startseite