EinbÜrgerungstest 1

Hessens Innenministerium hat sich im März 2006 einen Test für einbürgerungswillige Ausländer überlegt. Erste Spontanumfragen unter Bundestagsabgeordneten und anderen Politikern weisen aber darauf hin, dass diese eigentlich keine Deutschen werden könnten.

Damit man wenigstens als Inländer im Lande bleiben darf, hat Willi Weisswas ein paar der 100 Fragen des Test mal beantwortet (und ab und an in der Wikipedia gespickt).

Wie wird man Hesse (oder zumindest Bundesbürger)

Wie viele Einwohner hat Deutschland?
Laut Spiegel-Länderlexikon hat Deutschland 82.501.000 Einwohner, in der Wikipedia stehen 82.460.000 Einwohner. Der Brockhaus Multimedial 2004 bezieht sich auf eine Zahl von 2001, damals waren es rund 82.441.000 Einwohner. Noch genauer wurde für das CIA World Factbook gezählt, demnach hatte Deutschland im Juli 2005 ziemlich genau 82.431.390 Einwohner.

Nennen Sie drei Flüsse, die durch Deutschland fließen!
Na ganz klar: Blau , Rot und Weiße Elster oder Hase, Wurm und Stör.
Die Blau ist ein 14,5 km langer Nebenfluss der Donau, die Rot ist auch ein Donau-Nebenfluss und die Weiße Elster ist ein 257 km langer Nebenfluss der Saale. Die Hase ist ein 193 km langer Nebenfluss der Ems, die Wurm ist ein 53 km langer Nebenfluss des Rheins und die Stör ist ein Nebenfluss der Elbe mit etwa 87 km Länge.
Der längste Fluss, der nur durch Deutschland fließt ist der Main. Der Main hat zwei Quellflüsse. Der Weiße Main entspringt im Fichtelgebirge und der Rote Main entspringt in der Schwäbischen Alb. Der Main mündet bei Mainz in den Rhein. Der Rhein fließt durch Deutschland, entspringt in der Schweiz und mündet in den Niederlanden in die Nordsee. Der längste deutsche Fluss ist die Donau. Sie entspringt im Schwarzwald und fließt dann durch Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldawien und die Ukraine ins Schwarze Meer. Wenn sie ein Land auch nicht durchquert so ist sie zumindest Grenzfluss.

Nennen Sie drei deutsche Mittelgebirge!
Alle Gebirge in Deutschland außer den Alpen sind Mittelgebirge. Und auch wenn es nicht so klingt so zähln dazu auch der Teutoburger Wald, der Habichtswald und der Pfälzer Wald. Bergiger klingen da schon Harz, Eifel, Rothaargebirge, Fichtelgebirge, Erzgebirge oder Rhön. Wer auch noch das Riesenbegirge nennt läuft Gefahr als Revanchist zu gelten. Denn das Riesengebirge, die Heimat der Sagengestalt Rübezahl war mal deutsch und liegt nun zwischen Polen und Tschechien.

Wie heißt die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland?
Berlin. Die ehemalige Hauptstadt der alten Bundesrepublik war Bonn. Bonn ist seit 1994 „Bundesstadt“. In Bonn gibt es noch die Bundesnetzagentur, das Bundeskartellamt, den Bundesrechnungshof, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und sechs Ministerien, die formell in Bonn ihren Erstsitz haben.


Wie viele Bundesländer hat die Bundesrepublik Deutschland? Nennen Sie sieben Bundesländer und ihre Hauptstädte!
Die Bundesrepublik hat 16 Bundesländer. Berlin, Bremen und Hamburg sind sogenannte Stadtstaaten und haben keine Landeshauptstadt. Die anderen Bundesländer sind mit Landeshauptstadt– von Nord nach Süd:
Schleswig-Holstein, Kiel.
Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin
Niedersachsen, Hannover
Brandenburg, Potsdam
Sachsen-Anhalt, Magdeburg
Sachsen, Dresden
Thüringen, Erfurt
Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Hessen, Wiesbaden
Rheinland-Pfalz, Mainz
Saarland, Saarbrücken
Bayern, München
Baden-Württemberg, Stuttgart

Nennen Sie drei Staaten, die an die Bundesrepublik Deutschland grenzen!
Fangen wir im Norden an und gehen dann im Uhrzeigersinn weiter: Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien und Niederlande.

Was verstehen Sie unter dem Begriff „Reformation“ und wer hat sie eingeleitet?
Fragen nach „was verstehen Sie unter...“ müsste man eigentlich beliebig beantworten können, denn es ist ja nur gefragt, was ich darunter verstehe. Nach Fakten wird nicht gefragt. Und gerade bei der Frage müsste so mancher Erzkatholik mit seiner Antwort eigentlich ausgewiesen werden.
Reformation nennt man die in Deutschland von Martin Luther ausgehende Erneuerung der Kirche im 16. Jahrhundert. Der Begriff Reformation wurde im 17. Jahrhundert geprägt.

Welche Versammlung tagte im Jahr 1848 in der Frankfurter Paulskirche?
Die erste deutsche Nationalversammlung.

Die erste Republik mit demokratischer Verfassung in Deutschland wurde 1918 ausgerufen. Wie wird diese erste deutsche Republik genannt?
Weimarer Republik, da die Abgeordneten, die die Verfassung berieten sich in Weimar trafen. Weimar hatte zudem einen guten Klang, denn dort wirkten die deutschen Dichter Goethe und Schiller. Wäre die politische Lage in Berlin aber damals nicht so instabil gewesen, hätte die Versammlung in Berlin getagt.
Nach der Wiedervereinigung 1990 und der Verlegung der Bundeshauptstadt nach Berlin kam in Anlehnung an den Namen „Weimarer Republik“ das Schlagwort von der „Berliner Republik“ auf. Im Rückblick nennen nun einige die Zeit der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1949 und 1990 dann „Bonner Republik“. Dieser Begriff wurde aber zwischen 1949 und 1990 nicht verwendet.

Wann ging diese erste deutsche Republik zu Ende?
Die Weimarer Republik fand ihr Ende mit dem Beginn der Reichkanzlerschaft Adolf Hitlers. Hitler wurde am 30. Januar 1933 Reichskanzler, am 28. Februar 1933 setzte die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und Staat“ Grundrechte ausser Kraft und am 24. März 1933 wurde das verfassungsändernde Ermächtigungsgesetz vom Reichstag beschlossen. Allerdings waren KPD-Abgeordnete der nicht anwesend, weil verhaftet oder untergetaucht. Und auch bei der dagegen stimmenden SPD-Fraktion fehlten 26 Abgeordnete. So bekamen die Nationalsozialisten die notwendige Zweidrittel-Mehrheit zusammen. Der offzielle Name des Ermächtigungsgesetzes war „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“. Es erlaubte u.a. das Erlassen von Gesetzen ohne Parlament und die Verhängung von polizeilicher „Schutzhaft“ ohne Gerichtsbeschluss.

In welchen Jahren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Deutschland eine Diktatur?
Zwischen 1871 und 1918 war Deutschland eine konstitutionelle Monarchie. Zwischen 1918 und 1933 war es eine parlamentarische Demokratie, dann bis 1945 eine Diktatur. Ab 1949 gab es dann im Westen die Bundesrepublik Deutschland und im Osten die Deutsche Demokratische Republik. Die DDR war allerdings nach westlichem Demokratieverständnis eine Diktatur.

Wie hieß die damals herrschende Partei?
Zwischen 1933 und 1945 war die herrschende Partei die NSDAP, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Ein Name in dem sich fast alle vertreten sehen konnten: Nationalisten, Deutsche, Sozialisten und Arbeiter.

Erläutern Sie den Begriff „Holocaust“!
„Holocaust“ bezeichnet die von Nazi-Deutschland organisierte generalstabsmäßig geplante, industriell betriebene Ermordung von etwa sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens.
Holocaust ist eigentlich ein griechisches Wort und bedeutet „vollständig verbrannt“. Es kommt auch in der griechischen und lateinischen Bibelübersetzung vor, wurde aber von Martin Luther mit „Brandopfer“ übersetzt.
Als griffiges Schlagwort für den Massenmord an den Juden wurde „Holocaust“ spätestens mit gleichnamigen US-Fernsehserie aus dem Jahr 1978 auch in Deutschland übernommen. Anstelle „Holocaust“ wird auch der Begriff „Shoa“ (hebräisch für „Katastrophe“, oder „großes Unglück“) verwendet.

Wenn jemand den Holocaust als Mythos oder Märchen bezeichnet: Was sagen Sie dazu?
Dieser Mensch glaubt an eine Lüge. Es gibt zahllose Beweise, Berichte und Zeugen für die von Nazi-Deutschland organisierten Massenmorde.
Das ist eine Frage über die ganze Bücher geschrieben wurden und werden. Wer das natürlich alles als Verschwörung und Fälschung ansieht, dem kann man noch so viele Fakten vorlegen, er wird es in seiner ideologischen Verblendung nicht glauben. Auch wenn er etwas anderes sagt, um nicht aufzufallen.

Erläutern Sie den Begriff „Existenzrecht“ Israels!
Jeder Mitgliedstaat der Vereinten Nationen hat ein Recht auf seine territoriale Integrität. Einem anderen Land das Existenzrecht abzusprechen ist nicht möglich.
Wieder eine Frage über die ganze Bücher geschrieben werden.

Welcher deutsche Arzt entdeckte die Erreger von Cholera und Tuberkulose?
Der Mediziner Robert Koch entdeckte 1876 die Sporen der Milzbranderregers, 1882 den Lungentuberkulose-Erreger und 1884 den Choleraerreger. Robert Koch erhielt 1905 den Nobelpreis für Medizin.
Geschickterweise wird nicht nach dem ersten Nobelpreisträger für Medizin – das war 1901 – gefragt. Denn den bekam der Deutsche Emil von Behring. Der hatte den Preis für die Serumtherapie gegen Diphterie bekommen. Allerdings hatte er die Arbeiten daran zusammen mit dem Japaner Shibasaburo Kitasato gemacht. Aber irgendwie bekam der damals keinen Nobelpreis.

Was hat Johannes Gutenberg erfunden?
Johannes Gutenberg, der "Man of the MiIlennium" hat nicht den Buchdruck erfunden. Den gab es schon vorher. Johannes Gutenberg erfand den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Damit war Gutenberg kein Drucker sondern Schriftsetzer. Beim Buchdruck vor Gutenberg wurden Kupferplatten geritzt und diese Gedruckt. Allerdings musste man diese einschmelzen, wenn man was neues damit drucken wollte.

Nennen Sie drei überregionale deutsche Tageszeitungen und zwei öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten!
Klarer Fall: Münchner Abendzeitung, Kölner Express Hamburger Morgenpost und die Bild-Zeitung. Ok, etwas einseitig in Richtung Boulevard, nehmen wir noch die taz und Neues Deutschland dazu. Und ganz bewährt ist Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung und Die Welt. Und: Die Europa-Ausgabe der türkischsprachigen Hürriyet (70.000 Exemplare Auflage) wird zu 70 Prozent in Deutschland verkauft.
Vorsicht bei den Rundfunkanstalten. Die ARD ist eine Arbeitsgemeinschaft öffentlich rechtlicher Rundfunkanstalten, das ZDF ist eine eigenständige öffentlich-rechtliche Anstalt. In der ARD sind beispielsweise der Hessische Rundfunk, der Bayrische Rundfunk und der Norddeutsche Rundfunk.
Die Bundesrepublik Deutschland hat bedeutende Universitäten.

Nennen Sie drei Universitätsorte!
Güstrow, Furtwangen und Friedrichshafen. Das Baltic College Güstrow ist eine private Fachhochschule in Mecklenburg-Vorpommern. Die Hochschule Furtwangen - Informatik, Technik, Wirtschaft, Medien (HFU) ist eine Fachhochschule in Baden-Württemberg. Die „Zeppelin University“ in Friedrichshafen ist eine seit 2003 staatlich anerkannte Universität in privater Trägerschaft.
Aber vielleicht sollte man das nicht drauf ankommen lassen, deswegen: Ludwig-Maximilians-Universität München, Technische Universität Darmstadt und Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main

Welcher Deutsche komponierte in seiner 9. Sinfonie am Schluss die berühmte „Ode an die Freude“? Nennen Sie zwei weitere deutsche Musiker bzw. Komponisten!
Das war Ludwig van Beethoven. Und der Text zur „Ode an die Freude“ stammt von Friedrich Schiller. Allerdings lebte Beethoven seit 1792 in Wien.
Weitere deutsche Musiker und Komponisten wären beispielsweise Reinhard Mey, Dieter Bohlen, Hans Blum (kennt man auch als Henry Valentino) oder Norbert Schulze. Norbert Schulze schrieb u.a. die Melodie zu „Lili Marleen“ aber auch das schmissige Soldatenlieder wie „Bomben auf Engeland“ oder „Von Finnland bis zum schwarzen Meer“ - das ist das Lied mir dem Refrain „Führer, befiehl, wir folgen dir“.
Vermutlich ist es aber besser sich an bewährte Komponisten wie Gustav Mahler, Johann Sebastian Bach und Clara Schumann. Vorsicht bei Franz List, der wurde 1811 in damaligen Ungarn geboren. Und Wolfgang Amadeus Mozart wird gerne als Österreicher betrachtet, war aber Salzburger. Salzburg war damals selbstständig und Teil des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Erst 1816 fiel Salzburg an Österreich.

Allgemeine Anmerkung:
Fragen nach Deutschland und Deutschen vor 1871 schwierig zu beantworten, denn Deutschland hat kein Gründungsdatum. Im Jahre 800 wird Karl der Große Kaiser des fränkischen Reiches. Nach seinem Tode 814 erbt sein Sohn Ludwig alles. Aber danach wird das Reich unter den Erben mehrmals umverteilt. So gibt es um 830 einen „Ludwig den Deutschen“. Der hat anfangs aber nur ein Gebiet im heutigen Bayern, wächst dann aber durch weitere Umverteilungen (843 Vertrag von Verdun) zum „Ostfränkischen Königreich“ heran, welches in etwa von der Mosel bis zur Elbe und von Dänemark bis Bayern reicht. Allerdings war man sich damals ja noch nicht klar, dass das nun „Deutschland“ ist oder sein sollte, denn der Nationalstaat ist ja eine Idee in der Nachfolge der Französischen Revolution 1789 und der nachfolgenden Napoleonischen Kriege.

Als traditioneller Beginn der deutschen staatlichen Tradition wird oft der 2. Februar 962 angesehen, an dem Otto I. als erster ostfränkischer König in Rom zum Kaiser gekrönt wurde und damit das Heilige Römische Reich begründete. Die Kaiserkrönung für ostfränkische Herrscherblieb dann üblich. Im 10. Jahrhundert wurde erstmals für das bisherige ostfränkische Reich auch der Terminus regnum teutonicum („Deutsches Reich“) verwandt und das ostfränkische Reich wurde als westlicher Nachfolger des Römischen Reichs akzeptiert.

Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war aber kein Zentralstaat mit einer straffen Führung oder einer einer ethnisch homogenen Bevölkerung. Schließlich gehörte auch Böhmen, das heutige Tschechien, zum Heiligen Römischen Reich und Prag war lange Residenz deutscher Kaiser. Und auch Belgien, die Niederlande, Österreich oder die Schweiz waren Teil des Reiches. Nach dem Dreißigjährigen Krieg 1648 war das Heilige Römische Reich Deutscher Nation allerdings nur noch eine formelle Hülle, die deutschen Staaten handelten ziemlich selbstständig und führte auch Kriege gegeneinander. 1806 verzichtete Kaiser Franz II. aus dem Hause Habsburg auf die Kaiserkrone des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“. Damit gab es das Reich nicht mehr und die bis dahin lose verbundenen Staaten wurden selbstständig, auch wenn sie über die Klammer „Deutscher Bund“ bis 1866 verbunden blieben. Erst mit dem preußisch-österreichischen Krieg 1866 konnte Preußen seine Vorherrschaft in Deutschland festigen, die dann 1871 zur Gründung eines Deutschlands als „Deutsches Reich“ führte. Deutscher Kaiser wurde der König von Preußen.

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