Die W-Akten Bildung die keiner braucht

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Noch ein hunderster Geburtstag...was war das denn für ein Jahr? Ford, Harley Davidson, Johannes Heesters...

100 Jahre Motorflug

Otto Lilienthal gelang es am Ende des 19. Jahrhunderts, sich mit einem "Fluggerät schwerer als Luft" in die Lüfte zu erheben. 1889 erschien sein Buch "Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst", das für viele andere ein Grundlagenwerk zur Flugzeugkonstruktion wurde.

Zunächst gelangen Lilienthal nur kleinere Hüpfer. Mit seiner "Möwe" von 1889 schaffte er gerade einen Sieben-Meter-Gleitflug, von einem kleinen Sprungbrett in seinem Garten herunter. Doch vier Jahre später wurden seine Flüge beeindruckender: Der "Maihöhe-Rhinow-Apparat" beförderte ihn 1893 immerhin 250 Meter weit!

Der filigrane Holzgleiter mit seinen stoffbespannten Tragflächen wurde weiter entwickelt zum "Normalsegelapparat", der für 500 Reichsmark erhältlich war. Lilienthal machte rund 2.000 Gleitflüge. Zum Glück war die Fotografie bereits erfunden: Die Bilder von Lilienthal, in seinen Gleitern hängend, gingen um die Welt.

Lilienthal versuchte auch, motorisierte Fluggeräte zu konstruieren. Doch er blieb zu sehr auf den Vogelflug fixiert: Er entwickelte Fluggeräte mit Schlagflügelantrieb, die niemals vom Boden abhoben. Auch die mangelnde Stabilität seiner Gleiter konnte er nicht beheben. 1896 stürzte er mit einem Gleiter in den Tod, nachdem ihn eine Windbö erfasst hatte.

Die Gebrüder Wright

Orville wurde am 19. August 1871 in Dayton geboren. Sein jüngerer Bruder wurde am 16.April 1867 in Milville geboren. Trotz des Altersunterschiedes von 4 Jahren bleiben die beiden ein ganzes Leben lang unzertrennlich.

Bereits im Kindesalter beginnt ihr Traum vom Fliegen, als sie von ihrem Vater ein kleines Propellerspielzeug geschenkt bekommen. Man kann seine Kindern ja nicht früh genug auf den rechten Weg bringen.

Wenige Jahre später, als Teenager, verbessern die beiden Technikbegeisterten eine Druckmaschine und gründen ein kleine Druckerei.

Im Jahr 1892 eröffneten sie die "Wright Cycle Company": Verleih, Reparatur und etwas später sogar die Fabrikation von Fahrrädern.

Für die beiden erfolgreichen Geschäftsleute steht das Geschäft im Mittelpunkt ihres Lebens - Frauen, Alkohol und lasterhaftes Vergnügen sind tabu. Ein Modellbeispiel in der damaligen puritanischen gesellschaft.

Im Mai 1899 bittet Wilbur Wright in einem Brief an das Smithsonian Institut in Washington, dass man ihm alles zuschicken soll, was bisher zum Thema "Fliegen" veröffentlicht wurde. Systematisch studieren die Brüder alle Unterlagen, Publikationen und Pläne ihrer berühmter Vorgänger wie Cayley, Pénaud, Lilienthal und Chanute.

Besonders die Gleitflüge Otto Lilienthals, sollen der Legende nach die Initialzündung für die erste Flugzeug-Konstruktion der Wrights gegeben haben.

Sie waren mutig - aber nicht leichtsinnig. Jeder Gleiter wurde zuerst als Drachen ausprobiert.

Nach einer Auskunft des staatlichen Wetteramtes bietet der Ort Kitty Hawk in North Carolina die optimalen Bedingungen für die ersten Flugversuche. Dort an der Küste gibt es ausreichend Wind, viel Platz und Dünen, um Stürze abzufangen.

Mit Ihrem ersten Gleiter gelingen im Jahr 1900 die ersten, nur Sekunden dauernden Testflüge. Um das Gewicht eines Mannes zu tragen, reicht selbst bei starkem Wind der Auftrieb nicht. So entwerfen und bauen sie ein größeres Modell, basierend auf den Lilienthals Berechnungen. Doch auch mit diesem Modell bleibt der Erfolg aus.

Die Brüder geben nicht auf. Zurück in ihrer Werkstatt in Dayton/Ohio beschließen sie, eigene Daten für den Auftrieb zu ermitteln und bauen einen Windkanal. Sie testen verschiedene Flügelmodelle und Anstellwinkel und suchen so nach der optimalen Flügelform. Dadurch entwickeln sie immer wieder neue Gleiter.

In nur 4 Jahren erfinden die Gebrüder Wright absolut alles, was zum Fliegen nötig ist.

Das Wichtigste dabei ist die Steuerung. Schnell erkennen sie, dass : Ein kontrollierter Flug ist nur möglich, wenn man das Fluggerät in drei Ebenen steuern kann: seitlich, nach oben und nach unten.

Die kompletten Flügel wurden mit Drähten über einen Hebel bewegt.

Zusammen mit dem hinteren Seiten- und dem vorderen Höhenruder kann der Pilot erstmals in jede Richtung steuern. Ohne die Fähigkeit, einen Kreis zu fliegen wäre das neue Flugzeug ja nicht besser als eine Kanonenkugel.

Es fehlt nur noch der passende Antrieb, ein Motor. Vor allem leicht soll er sein. Doch das ist ein Problem, denn die Automobilfirmen dieser Zeit können einen solchen Motor nicht liefern. Also lassen die Wrights einen eigenen Motor entwickeln, der mit nur 82 kg und 13 PS für diese Zeit ein absolutes Leichtgewicht ist.

Bis heute ist umstritten, ob die Gebrüder Orville und Wilbur Wright wirklich die ersten Menschen waren, die motorisiert geflogen sind.

Viele Nationen feiern ihre eigenen Flughelden. Beispielsweise soll der Franzose Clement Ader bereits im Jahr 1890 geflogen sein. Und dem 1895 in die USA ausgewanderten Gustav Weißkopf, der sich fortan Gustave Whitehead nannte, sollen am 14. August 1901 zwei motorisierte Flüge über 800 Meter gelungen sein. Doch Beweise blieben beide schuldig.

Auch ein Nachbau von Weißkopfs "Fluggerät" konnte später wohl nur deshalb für kurze Flüge abheben, weil er mit modernen Motoren ausgestattet wurde.

Die Gebrüder Wright jedoch waren so clever, ihren Jungfernflug fotografisch für die Nachwelt zu dokumentieren.

Es war nur ein kleiner kleiner Hopser über einer Strecke von fast knapp 40 Metern (weniger, als die Spannweite moderner Passagierflugzeuge): Am 17. Dezember 1903 um 10.35 startete Orville Wright am Sandstrand von Kitty-Hawk zum ersten kontrollierten Motorflug der Welt.

Allerdings blieb die Sensation von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Daran waren Orville und Wilbur Wright selbst schuld. Denn sie wandten sich zwar an das britische und amerikanische Militär, um ihr neues Motorflugzeug anzubieten, hatten aber die Befürchtung, ihre Ideen könnten abgekupfert werden.

Daher hielten die Wrights ihren Flugapparat weiter versteckt. Im Geheimen verbesserten sie die Maschinen aber ständig. 1905 gelangen ihnen mit dem "Flyer III" schon Flüge über 40 Kilometer Entfernung - in 38 Minuten.

In Europa drohte ein anderer Konstrukteur den Wrights den Rang abzulaufen. Im Herbst 1906 gelang dem Brasilianer Santos-Dumont, eigentlich als Luftschiff- und Ballonkonstrukteur bekannt, ein 200-Meter-Flug vor den Augen der Pariser Öffentlichkeit. Sein motorgetriebenes Fluggerät bestand aus aneinandergehängten Kastendrachen, die mit einem 25-PS-Antoinettemotor angetrieben wurden.

Das rüttelte die Wrights auf. Während Orville in Amerika auf Flugshows den Flyer präsentierte, verschiffte Wilbur eine Maschine nach Europa. In Frankreich präsentierte er 1908 den weiterentwickelten Flyer vor begeistertem Publikum. 1908 stellten die Wrights einen Flugrekord nach dem anderen auf und wurden überall euphorisch gefeiert.

Ende des Jahres schaffte der Flyer bereits Flüge von fast zweieinhalb Stunden. Inzwischen war er auch zum Zweisitzer geworden: Auserlesene Fluggäste wurden auf kurze Flüge mitgenommen - wie etwa der preußische Kronprinz Wilhelm bei einer Flugshow 1909 in Berlin Tempelhof.

Am weiteren Siegeszug des Motorfluges waren die Wrights nicht mehr allzu heftig beteiligt. Aber genügend andere waren mit dem Virus infiziert. Und nach wie vor war das Fliegen ein teures Abenteuer. Die Konstrukteure verbauten oft ihr gesamtes privates Vermögen. Und die Piloten zahlten häufig mit ihrem Leben: Bis 1912 starben 46 Flieger allein in Deutschland. 1909 entwickelte der Franzose Louis Blériot den ersten Eindecker mit vorn angebrachtem Propeller und hinten liegenden Rudern, also den Prototypen unserer mmodernen Flugzeuge. Damit flog am 25. Juli des gleichen Jahres als Erster über den Ärmelkanal: von Frankreich nach Dover.

Wie waghalsig die Tat zu dem Zeitpunkt war, zeigt seine eigene Schilderung des Fluges:

"Ich bin allein. Ich kann überhaupt nichts sehen. Zehn Minuten lang habe ich die Orientierung verloren. Es ist eine seltsame Lage, allein zu sein, ohne Führung, ohne Kompass, in der Luft mitten über dem Kanal. Meine Hände und Füße liegen leicht auf den Hebeln. Ich lasse das Flugzeug selbst seinen Kurs suchen. Und dann zwanzig Minuten nach Verlassen der französischen Küste, sehe ich die Klippen von Dover, die Burg, und weiter weg im Westen die Stelle, wo ich hatte landen wollen."

Am 23. September 1910 gelang dem Peruaner Jorge Chávez Dartnell die erste Alpenüberquerung: Er überflog mit einer "Blériot XI" den Simplon-Pass von der Schweiz nach Italien - eine Höhe von 2.006 Metern. Doch beim steilen Sinkflug auf Domodossola klappten plötzlich die Flügel des Flugzeuges nach oben. Chávez stürzte aus knapp 20 Metern Höhe ab - und starb an den Unfallfolgen.

In den fliegenden Kisten saßen aber nicht nur tollkühne Männer, sondern gelegentlich auch mal eine Frau. Hedwig Amelie Beese erhielt 1911 als erste deutsche Pilotin ihre Lizenz - die 115. überhaupt in Deutschland. Wenige Tage später erzielte sie einen Weltrekord: Der höchste Flug einer weiblichen Pilotin mit einem Passagier an Bord - 825 Meter hoch. Allerdings konnte wahrscheinlich jeder Flug damals irgendeinen Rekord brechen Erster Flug einer Frau mit Lippenstift ohne Frühstück etc.). Ein Jahr darauf gründete sie ihre eigene Flugschule.

Im Ersten Weltkrieg kamen erstmals Flugzeuge als neue Waffe zum Einsatz. Allerdings spielten Jagdflieger und Bomber noch eine geringe Rolle. Die Piloten wurden zwar zu Helden stilisiert, doch eigentlich waren die Flugzeuge für die Kriegsführung vor allem als Aufklärer interessant: mit Fotoapparaten ausgerüstet erkundeten sie die feindlichen Stellungen. Nur wenige Namen blieben so in der Erinnerung haften wie der "rote Baron" Manfred von Richthofen.

Der Versailler Vertrag verbot nach dem Ersten Weltkrieg jeden militärische Flugaktion in Deutschland . Unzählige Piloten suchten nach neuen Aufgaben, zahlreiche Werften hatten die Hangar voller Maschinen. Die zivile Luftfahrt nahm ihren Aufschwung...

Bereits 1915 stellte Hugo Junkers das erste Ganzmetallflugzeug vor. Die Oberfläche aus Aluminium-Wellblech ("Junkers-Blech") wurde zum Markenzeichen der "Junkers". Vier bis sechs Passagiere konnten indiesem Flugzeug geschützt in einer geschlossenen Kabine reisen. 1919 flog die "Junkers F 13" zum ersten Mal. Und damit startete die Ära der Linienflüge.