Wieviel gummibÄrchen braucht ein Mann, um zu vergessen.

Warum Darmstadt?

Nachdem ich im letzten Newsletter meinen Wohnsitz preisgab, wollten viele wissen, wie es so einen modernen, intelligenten, gutaussehenden Kerl wie mich ein so ein Kaff verschlagen kann.

Ganz einfach: Es hat mich nicht "verschlagen", es hat mich einfach nie fortgetrieben. Ich bin hier geboren, aufgewachsen, ein- und ausgeschult worden und werde aller Wahrscheinlichkeit nach auch hier berühmt werden. Wenn ichs nicht in Darmstadt packe, dann nirgends. Klingt wie der Stoff, aus dem schlechte Country-Songs gemacht werden, oder?

Darmstadt ist aber gar kein Kaff, es ist eine hektische, brodelnde Großstadt - wer das Gegenteil behauptet wird mit Berufsverkehr nicht unter zwei Stunden bestraft. Und übrigens - neben Ingolstadt - eine der zwei deutschen Großstädte, die auch das Wort "-stadt" im Namen tragen, nur zur Sicherheit damit es auch jerder merkt.
Die Darmstädter sind ein ganz besonderer Menschenschlag, durch die zentrale Lage inmitten der Republik vereint sich in ihnen die Mürrischkeit des Norddeutschen mit der typisch süddeutschen Eigenbrötlerei. Erwarten Sie niemals, das ein Darmstädter von sich aus, etwa in der Kneipe, ein Gespräch mit einem Fremden beginnt. Wenn es doch mal einer tut, dann ist es kein Einheimischer. Das hat aber nichts mit Vorurteilen zu tun, der Darmstädter hat nichts gegen Fremde, außer sie sind nicht von hier.

Eingeborene Darmstädte tragen den Ehrennamen "Heiner" eine Bezeichnung deren Ursprünge jenseits aller schriftlichen Aufzeichnungen liegt. "Heiner" werden kann man nicht, entweder man ist es oder Pech gehabt. Heirat oder andere Einschleichtricks helfen da garnix.

Auch die ca. 23.000 Studenten (jaaaaa!) haben so ihre Eingewöhnungsprobleme, da die kulinarische Infrastruktur gelinde gesagt auf mittelafrikanischem Niveau liegt. Es gibt zwar viele Kneipen, aber da es keine zentrale Altstadt wie z.B. in Mainz, gibt liegen die über die ganze Stadt verteilt.

Vor einigen Jahre gelang einem findigen Eventmanager mit Deutschlands 1. Knoblauchfestival in Darmstadt ein großer Wurf. Das 2. Knoblauchfestival war dann schon nicht mehr so ganz der Renner. Daraufhin wurde das Ganze zum "Altstadtfest" umfunktioniert. Aber wie gesagt Altstadt haben wir gar keine, nur noch 8 Meter Stadtmauer. Als man das merkte benannte man es in "Marktplatzfest" um. Aktuell heißt es "Schlossgrabenfest", weil ein Schloss haben wir wirklich, es ist sogar ziemlich groß, mitten in der Stadt und deshalb den Veranstaltern wohl nie aufgefallen.

Seit neuestem gibts auch "Residenzfestspiele" wohl wegen dem Großherzog den wir irgendwann mal hatten.
Es gibt auch ein paar Discos, aber keinen Rotlichtbezirk (braucht ihr nicht nach zu suchen, is nicht). Baumfällarbeiten am Bahnhof nahmen vor Jahren den letzten freischaffenden Damen ihre Arbeitsplätze.

Der Darmstädter Lokalpatriotismus nimmt bisweilen seltsame Formen an.
Als vor einigen Jahren die Ansage der Haltestellen in den öffentlichen Verkehrsmitteln automatisiert wurde, sagte auf einmal eine nette Frauenstimme die Stationen an. Das verwirrte die Einheimischen so sehr, dass wütende Proteste in kürzester Zeit dafür sorgten, dass die Stimme auf dem Band gegen die des lokalen Polizeisprechers ausgetauscht wurde. Der sprach die Straßennamen wieder richtig aus und die Welt war wieder in Ordnung.

Und dann gibts dann noch das Nachbarschaftsverhältnis zu Offenbach. Aber das ist eine andere Geschichte. Nur soviel: Deutschland:Holland ist ein Dreck dagegen.

Aber auch erotisch ist Darmstadt ganz weit vorne. Bei uns eröffnete der erste "Dolly Buster Sexshop" der Republik. Der Busenstar begründete die Entscheidung damit, dass "in so spieß...äääh...in so Städten die zur Biederkeit neigen, der Bedarf am größten ist". (Originalton, echt wahr!) Aber das ist ein mieses Vorurteil, erotisch haben die Darmstädter - wie die Hessen allgemein - internationales Niveau. Man nennt uns nicht umsonst die "hessian lovers". Die sprichwörtliche Experimentierfreudigkeit der Hessen wird hier voll ausgespielt.
Typisches Darmstädter Schlafzimmergespräch:
Er: "Gib mir Tiernamen!"
Sie: "Hasi!"
Er: "Böse Tiernamen!"
Sie "Böses Hasi!"

Damit kommen wir zum Darmstädter Humor. Eine Grundregeln des hiesigen Miteinanders lautet: "Eine Freundschaft muss einen dummen Spruch aushalten können." Mehr gibts dazu eigentlich nicht anzumerken.

Städtebaulich hat Darmstadt einiges zu bieten: Unser Hauptbahnhof liegt weit außerhalb der Innenstadt, wir liegen, im Gegensatz zu so ziemlich allen anderen Großstädten, an keinem Fluss und es gibt ein Gesetz gegen hübsche Gebäude in der City (muss so sein, sonst kann ichs nicht begreifen...).

Gibt es doch mal eine annehmbare Location (mit Wehmut denke ich ans "Kesselhaus") so wird es umgehend abgerissen und durch ein Parkhaus ersetzt. Die Folge ist, das Darmstadt eine der autofreundlichsten Innenstädte der Welt besitzt.

Also, besucht uns mal, wir haben viel zu bieten.

 

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