Wieviel gummibÄrchen braucht ein Mann, um zu vergessen.

I Pod...

Diesen Newsletter habe ich auf einem Apple Macintosh Computer geschrieben. Sie kennen Apple? Das ist die Firma, die den iPod verkauft. Ja, die bauen auch Computer.

Der iPod ist überhaupt das größte Stück Technik, das die Firma jemals ersonnen hat. Dummerweise treibt er einen in den Wahnsinn. Ich habe mir so einen kleinen weißen Musikabspieler besorgt und bin seitdem ein nervliches Wrack.

Ich muss aber eingestehen, das Ding ist toll, besser als Sex... o.k. vielleicht nicht besser, aber öfter. Und an Plätzen nutzbar, an denen man für Sex eine ziemlich gute Ausrede bräuchte.

Auf die integrierte Festplatte passen je nach Größe und Samplequalität mehrere tausend Songs. Ich habe also umgehend alle meine CD überspielt - gut 2000 Songs wie ich jetzt weiß - und damit mein Schicksal besiegelt.

Ich höre gelegentlich, in ruhigen Situationen, gerne ein paar Minuten Musik. Allerdings wird aus den geplanten Minuten jetzt schon mal ein Stündchen oder mehr. Warum? Weil der iPod seltsame Eigenschaften hat. Auf ihm erscheinen Songs, die es vorher nicht gab. Satanische Botschaften? Vielleicht schon.

Kennen Sie den Song „Standin’ at the Station“? Nein? Ich auch nicht. Trotzdem tauchte er eines Tages in meinem Ohr auf. Panisch wühlte ich in meiner Tasche nach dem iPod, um herauszufinden was da gerade lief. Und tatsächlich. Das Lied ist Track 10 der CD „Just Like You“ von Keb’ Mo. Beim Durchhören einer CD lässt ab Track 7 normalerweise meine Aufmerksamkeit schlagartig nach und ich widme mich anderen Tätigkeiten, als aufmerksam der Musik zu folgen.

Früher war „Lied 7“ immer auf der B-Seite - ich kann mich nicht mehr erinnern jemals eine Schallplatte gewendet zu haben. Oder vielleicht doch?
Jetzt wurde mir diese Nachlässigeit brutal vor Augen geführt. Ca 40 % meiner kompletten Musiksammlung hatte ich noch nie gehört. Zumindest nicht in einem Zustand, in dem ich mich auch hinters Steuer meines Autos gesetzt hätte.

„Waiting for the Rain“ ist übrigens von Barbara Thompson. Nicht schlecht, aber der Titel war beim Kauf mit Sicherheit noch nicht auf der CD.

Mit Schallplatten war das früher noch alles irgendwie fassbar. Zwei Rillen, eine Tonabnehmer-Nadel, ein Trichter... na gut, so alt bin ich auch nicht aber damals war wirklich noch alles gut. Paläo-Akustik, aber nachvollziehbar . Und heute, MP3, wer weiß was da alles mit einem Lied so passiert. Ich sag’ nur „Bielefeld“.
Wussten Sie, dass auf „Laundry Service“ von Shakira auch spanisch gesungene Titel sind? Sehr verstörend.

Das Auftauchen dieser geheimnisvollen „U-Boot-Titel“ führt dazu, dass ich gerne mal vom Sofa aufspringe und zum iPod renne (der ist nämlich auch an die Stereoanlage angeschlossen) und nachschaue, was da gerade wieder läuft. Kaum sitze ich wieder kommt schon der nächste Titel, den ich nicht kenne. Besinnliche Abende ertrinken so in unkontrollierter Hektik.

Ich warte ja noch auf etwas ganz Spezielles. Haben Sie auch schon mal Pressemeldungen gelesen die so ähnlich lauten wie: „Neuer Hit der Beatles aufgetaucht“, oder „Beethovens 10. Symphonie entdeckt“. Wissen sie auch wo man solche Funde machen kann? Genau, einfach 4000 Stunden iPod hören, oder im All nach extraterrestrischen Funksignalen horchen.
„29 Ways“ ist ein Titel auf Marc Cohns Debut-CD. Das war auch meine erste CD und die habe ich damals wirklich permanent gehört (kein Wunder ich hatte ja keine andere). Der Song war damals noch nicht drauf. Aber nette Percussion, wirklich.

Schön ist auch der Effekt, wenn ein Chet Baker Stück nahtlos in „Rock is Dead“ von Marylin Manson mutiert. Kaum haben sich die Ohren und Großhirn akklimatisiert und man versucht alle „explicit“-Textstellen mitzubekommen, singt einem Element of Crime etwas Morbides auf Deutsch vor. Ein bisschen wie das gemeinsame Nachtprogramm der ARD nur ohne erlösende Werbung. Oder wie beim Fernsehen, wenn ein anderer für einen zappt - der zentrale Horrortrip. Nach drei Minuten wird das Gehirn weich.
Das Ausschalten des keinen weißen Teufelsdings ist zudem höllisch schwer. Man will sich ja noch von dem nächsten Stück überraschen lassen. Und dann kommt ja immer noch eines. Nach dem Lied ist vor dem Lied.

Als Beschäftigungstherapie kann man sich seine Lieblingssongs in sogenannte „Wiedergabelisten“ zusammenstellen. Diese Listen kann man sogar im Apple eigenen „iTunes Music Store“ veröffentlichen. Dort finden sich dann solch dubiose Zusammenstellungen wie: „wirklich seltsame Songs“, „Golf fah’n“ oder „Perlen vor die Säue“. Ich arbeite gerade an zwei Zusammenstellungen mit den Titeln „Musik für Berliner Bushaltestellen“ und „Mittags bei Burger King“.

Und dann plane ich noch eine Compilation: „Musik für die Grimme-Preis-Verleihung“ – nur für den Fall...

 

PS. Die Telekom plant ein Konkurrenzprodukt zum iPod auf dem Markt zu bringen. Der Name...T-Pod...wer weiß.

 

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